(rl)
Stadtgeflüster vom 7. März 2013

06.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:25 Uhr

(rl) Haben Sie den heutigen Tag mit einem richtig fetten Leberwurstbrot begonnen? Oder vielleicht gar mit einer dick mit Nutella beschmierten Weißmehlsemmel? Igittigitt! Das geht gar nicht. Heute ist schließlich „Tag der gesunden Ernährung“. Da muss zumindest ein ballaststoffreiches Müsli auf den Tisch. Oder eine klein geschnittene Tomate, mit etwas Olivenöl beträufelt. Sie wissen schon: Lycopin. Das spezielle Carotinoid soll Zellmembranen schützen und koronaren Herzerkrankungen und Arteriosklerose vorbeugen.

So achten wir heute also auf unsere gesunde Ernährung. Zumindest einen Tag lang. Am Tag darauf, am 8. März, gibt’s für uns Frauen was besonders Feines. Denn da ist der internationale Tag der Frau. Jetzt einen eleganten Übergang zum Thema stilles Örtchen hinzukriegen, ist eine echte Herausforderung. Das gelingt bestenfalls mit dem Welttoilettentag. Dass der erst am 19. November ist – egal. Er soll uns jedenfalls vor Augen halten, dass 40 Prozent aller Menschen keinen Zugang zu ordentlichen Sanitäreinrichtungen haben.

In Ingolstadt könnten wir den Welttoilettentag heuer auf ganz besondere Weise begehen. Vielleicht wird just an jenem Tag die „nette Toilette“ mit einem offiziellen Festakt eingeweiht. Sie wissen schon, jenes Örtchen, das es auch in Neuburg und anderen Städten gibt. Toiletten in Gaststätten, in die man sich im Falle eines dringenden Bedürfnisses nicht hineinschleichen muss. Stattdessen sollen sie künftig auch in Ingolstadt jedermann und jederfrau offenstehen. Zumindest, wenn es nach Achim Werner geht, der für die SPD einen entsprechenden Stadtratsantrag gestellt hat. Der OB hat postwendend mit einem Antwortschreiben an den „Sehr geehrten Herrn Werner“ reagiert und seine Unterstützung in dieser delikaten Angelegenheit zugesagt. Auch, wenn es sich bei der netten Toilette „nach der Geschäftsordnung des Stadtrats um ein Geschäft der laufenden Verwaltung“ handele, für das wiederum nicht er, Oberbürgermeister Alfred Lehmann, sondern der „Referent für Zentrale Verwaltungsangelegenheiten, Herr Dr. Lösel“ zuständig sei. Jetzt wissen wir es: Lösel ist nicht nur OB-Referent (so wird der Chef des Referats für Zentrale Verwaltungsangelegenheiten im Volksmund genannt) und Integrationsbeauftragter, sondern auch Toilettenreferent.

Dass Lösel in dieser Funktion zur Inbetriebnahme der „netten Toilette“ unter dem Blitzlichtgewitter der Pressefotografen das offiziell erste Geschäft verrichtet, glauben wir nicht. Nicht mal beim Welttoilettentag am 19. November. Eine solche PR-Aktion wäre der sprichwörtliche Griff ins Klo.