(ada) Auf uns kommen herrliche Zeiten zu! Nicht mehr lang, und wir werden zum Beispiel autonom Auto fahren. Dies preist uns die Automobilindustrie ja schon seit Jahren als die Lösung für fast alle Verkehrsprobleme an. Und wir freuen uns darauf.
Denn dann können wir endlich so richtig entspannen, während uns unser Auto sicher ans Ziel bringt. Und dabei weder Geschwindigkeitsbegrenzungen überschreitet, noch drängelt und lichthupt oder gar über die anderen Autofahrer schimpft. Herrlich! So sieht wahre Freude am Fahren aus. Vorsprung durch Technik eben.
Dann haben wir auch endlich mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Wir können dann zum Beispiel während der Fahrt endlich mal so richtig im Internet surfen, tolle amerikanische Serien anschauen oder coole Musik streamen. Oder megageil shoppen. Und dann können wir uns dabei von allen Seiten fotografieren und Bilder oder ein Video hochladen, wie wir schick und autonom im Auto sitzen und toll im Internet surfen.
Oder wir schauen vom Auto aus unserem Kühlschrank zu Hause beim Online-Shopping zu. Wie er, wenn wir nicht aufpassen, Dinge nachbestellt, die wir eigentlich gar nicht mögen und froh waren, dass wir sie aufgegessen hatten. Und dann belauschen wir ihn, wie er mit dem Herd darüber plaudert, was die beiden uns heute Abend Feines an Fertiggerichten auftauen werden. Herrliche Zeiten also, die da kommen!
Dass es allerdings mitunter auch schmerzhaft oder gar gefährlich sein kann, wenn man sich allzu sehr an Assistenzsysteme gewöhnt, zeigt ein Fall aus der Innenstadt. Da wollte vor Kurzem um die Mittagszeit ein dynamischer Mittdreißiger im schicken Zwirn federnden Schrittes ein Kaufhaus betreten - doch rums - rennt er mit vollem Karacho gegen die Glastür und geht taumelnd zu Boden. Während er sich die Nase reibt und wieder aufrappelt, ruft er dem verdutzten, zu Hilfe eilenden Passanten leicht unwirsch entgegen: "Gehn's weiter, nix passiert. Ich hab nur gemeint, die blöde Tür geht automatisch auf!"
