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Stadtgeflüster vom 3. Juli 2017

02.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

(sic) In unserer beliebten Reihe "Karl Ettinger rettet die Welt" geht es heute um die FDP.

Vor einer Woche durfte der Kreisvorsitzende der Liberalen eine frohe Botschaft verkünden: "Lindner kommt!" Der 38-Jährige mit dem in den 1970er-Jahren inflationär vergebenen Vornamen Christian ist seit 2013 Bundesvorsitzender der FDP und hält am heutigen Montag, Beginn 15 Uhr, in der Antoniá †usschwaige eine Rede. Irgendwas mit "Leistung muss sich wieder lohnen" oder so. Ettinger hat sich über Lindners Zusage so gefreut, dass er in seiner Pressemitteilung jubilierte, als sei der FDP-Gottvater Theodor Heuss wiederauferstanden: "ER KOMMT nach Ingolstadt!" Genau so mit Großbuchstaben. Das passt zur FDP. Und dann: "Der Mann, der die FDP wieder in den Bundestag führen wird. Sein Charisma hat einer totgesagten Partei wieder neues Leben eingehaucht. Am Montag besucht einer der beliebtesten deutschen Politiker Ingolstadt. CHRISTIAN LINDNER!!" So weit Ettinger in seiner Einladung.

Jawoll! Man nennt Lindner ob seiner messianischen Aura auch den "Martin Schulz der FDP". Wobei der Vergleich nicht mehr ganz zutrifft, denn Problemgenosse Schulz gilt inzwischen ja als neuer Sigi Gabriel der SPD.

Lässt sich Ettingers Hymnus eigentlich noch toppen? Kaum. Höchstens mit einem kleinen Lobgedicht des deutschen Nationaldichters Emanuel Geibel (1815 bis 1884), das die Liberalen heute aufsagen könnten:

All meine Sinne fluten

Zu dir, zu dir gewaltsam,

Brennender Sehnsucht Gluten

Rieseln durch mein Gebein.\t

Mit Tränen unaufhaltsam

Mein einsam Lager tränk' ich - Ach, dein so viel gedenk' ich!

CHRISTIAN, unser!

(Okay, die letzte Zeile ist nicht mehr von Geibel)