Ingolstadt
Annäherung an die Natur

Zum 80. Geburtstag von Ben Muthofer zeigt das Ingolstädter Museum für Konkrete Kunst eine Auswahl seiner isländischen Gemälde

02.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

Foto: Claudia Borgmann

Ingolstadt (DK) Für einen Moment geraten sie in den Hintergrund, die überwiegend pastellfarbenen Dreieckskompositionen, die Ben Muthofer als "horizontal-island" zwischen 1991 und 1996 auf der Leinwand festhielt und die die Stiftung für Konkrete Kunst und Design seit gestern im Museum für Konkrete Kunst (MKK) zeigt. Dann nämlich, als der ältere Herr mit Hut, der den meisten als Bildhauer bekannt ist, den Raum betritt.

In diesem Moment steht ausnahmsweise der Mensch und nicht sein Kunstwerk im Mittelpunkt. Zahlreiche Gäste, darunter viele Weggefährten, waren gekommen, um ihn zu feiern. Ben Muthofer wird am 8. Juli 80 Jahre alt.

Vermutlich im Sinne des Künstlers, traten seine Werke dann aber doch wieder aus seinem Schatten hervor. Spätestens als der "ausgewiesene Kenner von Ben Muthofer", wie ihn Direktorin Simone Schimpf ankündigte, Gerhard Leistner, Kurator am Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, seine Gedanken zur Schau erörterte.

Island habe Muthofer fasziniert. Kennengelernt hatte der Künstler die Vulkaninsel während seiner Lehrtätigkeit an der Kunsthochschule Reykjavik von 1988 bis 1992. Er selbst spreche in diesem Zusammenhang von einem "essenziellen Naturerlebnis": "So wird Muthofer immer wieder Zeuge, wie sich in einer neblig-trüben Atmosphäre Himmel und Meer ohne sichtbaren Horizont verbinden, während im Augenblick des Sonnenlichtes die Linie beides wieder klar trennt." Dieses Naturphänomen habe Muthofer zu der Titel gebenden Serie "horizontal-island" inspiriert. Leistner spricht von "einer sichtbaren Annäherung an die Natur". Die enge Hängung mehrerer Gemälde mit durchlaufenden Horizontlinien assoziiere gar den Eindruck eines globalen Naturpanoramas. Damit habe sich Muthofer souverän der ideologischen Programmatik des klassischen Konstruktivismus widersetzt, der die Natur aus der Bildwelt verbannt habe.

Einem ähnlichen Gedankenansatz folgend, schlussfolgerte Schimpf deshalb augenzwinkernd, weil die Bilder zugleich ungegenständliche, konkrete Bilder bleiben: "Das ist die erste Ausstellung mit Landschaftsmalerei" im MKK. Sie freute sich, dass Muthofer immer wieder "einen Blick für diese Landschaft gefunden und diese nach Ingolstadt gebracht hat".

Tatsächlich sei es eine Herausforderung gewesen, nach den großen Ausstellungen der letzten Jahre, besonders der im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg (2012 Geometrie, Farbe, Licht), eine würdige Ausstellung zum Jubiläum - nicht nur dem Muthofers, auch die Stiftung für Konkrete Kunst und Design feiert ihr zehnjähriges Bestehen - zu gestalten. Mit der Island-Serie, die zum ersten Mal zu sehen ist, sei dies gelungen und sie zeige: "Das große Å’uvre hat kein Ende."

Weiter erläuterte Schimpf die Idee der Stiftung, Jubilare einzuladen. "Es geht um Nachhaltigkeit und Sichtbarmachung." Zwar sei Muthofer kein Vertreter der Stiftung, man wolle sich aber öffnen. Ihr besonderer Dank galt Ingeborg Wilding, die extra aus Hamburg angereist war, und ihrem verstorbenen Mann Ludwig, als "wichtige Personen, die die Intitalzündung zur Stiftung gegeben haben". Das Volumen habe sich seit der Gründung "bedeutsam vergrößert", so Schimpf, die sich auch bei der Stadt Ingolstadt und Audi Art-Experience als Partner für die Unterstützung bedankte.

ATELIERBESUCHE

Begleitend zu Ausstellung, die bis 10. September dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im MKK zu sehen ist, öffnet der Künstler am 9., 16., 23. und 30. Juli von 14 bis 18 Uhr auch sein Atelier an der Peisserstraße 5 in Ingolstadt. Das Atelier wird dann zur zeitweiligen Dependance des MKK Ingolstadt.