(hl)
Stadtgeflüster vom 29. April 2016

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

(hl) Selten gelangen wir unbehelligt durch die Fußgängerzone. Irgendwie bleibt immer eine Melodie - oder was die Verursacher so dafür halten - in unseren Ohren hängen. Zugegebenermaßen: Mitunter ist durchaus etwas dabei, das uns geschmeidig eingeht, und obwohl (oder gerade weil) unsereins nicht gerade ein Musikexperte ist, muss gesagt werden: Dieser oder jener Geiger oder Gitarrist hat die Töne respektive Akkorde schon derart sauber getroffen, dass wir uns gefragt haben, warum er nun eigentlich dort an der Ecke steht und auf die paar Münzen angewiesen ist.

Vielleicht geht es im einen oder anderen Fall ja auch nur um Selbstverwirklichung oder gar Vergangenheitsbewältigung. Also bei dem mit der Quetschn, der kürzlich vorm Xaver Mayr aufgetrumpft hat, kam uns gleich der Gedanke, dass er sich irgendwas Furchtbares von der Seele spielen musste - per Zieh(dis)harmonika-Therapie sozusagen. Da war ja selbst vor gut 50 Jahren unser eigener Auftritt im Familienkreis nach halbjährigem Akkordeonunterricht (anschließend abgebrochen!) noch leicht besser.

Dann doch lieber diese Anden-Ensembles, die immer in Big-Band-Stärke auf ihren Flöten "El Condor Pasa" zum Besten geben. Wurden jetzt allerdings schon länger nicht mehr in der Innenstadt gesichtet; vielleicht hat da zuletzt mit dem Übersetzen aus Peru nicht so alles geklappt. Oder die Jungs haben längst einen Plattenvertrag und lassen sich jetzt nur noch auf den großen Bühnen dieser Welt sehen respektive hören. Wir müssen da mal bei den Kollegen vom Feuilleton nachfragen oder bei unserem Redaktionsnachbarn, der in den Konzertsälen in München und Berlin ein und aus geht.

Apropos Berlin: Da kann es einem ja - wie in vielen Metropolen dieser Welt - bei jeder zweiten U-Bahn-Fahrt passieren, dass das Zugabteil von regelrechten Musikterroristen gekapert wird, die zwischen zwei Stationen schamlos ausnutzen, dass sich keines ihrer Opfer außer Hörweite bringen kann. Da gibt man dann gern ein Fuchzgerl, damit die One-Man-Band am nächsten Bahnhof aussteigt. Nächstens sind wir wieder mal für ein paar Tage in der Hauptstadt. Vielleicht werden wir anschließend berichten.