Stadtgeflüster vom 27. Juli 2011

26.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:34 Uhr

(rh) Böse Sache, was sich die Kollegen vom englischen Boulevard da geleistet haben.

Einfach die Telefone anderer Leute anzapfen, um an eine heiße Story ranzukommen, das geht wirklich nicht. Auch der greise Medien-Milliardär Rupert Murdoch war über diese dubiosen Praktiken in seinen Krawallblättern so was von geschockt. Der Mann konnte einem echt Leid tun. Bisher hatte er immer geglaubt, die Blut- und Sexgeschichten in „News of the World“ und „Sun“ seien von seriösen Pressestellen oder kirchlichen Nachrichtenagenturen angeboten worden, ohne dass sich das eigene Personal die Hände schmutzig machen musste. Und dann so was! Da erging es Murdoch wie Axel Springer selig, der stets beteuerte, er leide wie ein Hund, wenn er mal einen Blick in seine Bild-Zeitung werfe.

Hackerangriffe zu Recherchezwecken, das verstößt eindeutig gegen den journalistischen Ehrenkodex. Gar keine Frage. Obwohl, ganz unter uns: Wir haben es in letzter Zeit auch schon ein paar Mal probiert. Aber bitte nicht weitererzählen! Zum Beispiel neulich nach einer Ausschusssitzung, als es unseren redaktionseigenen Abhörtechnikern gelang, den SMS-Verkehr zwischen den beiden CSU/FW-Koalitionären Joachim Genosko und Peter Gietl zu knacken. Genosko: „Schuhm. will unbedingt in Museumsjury. Sollen wir ihn lassen“ Gietl: „Meinetwegen. Stachel nervt mich ganze Zeit damit. Schmarrn.“ Genosko: „Aber dann zwei CSU-Jurymitglieder!“ Gietl: „Mir egal. Hauptsache keine Parkplätze Theresienstraße. Habe P. Kleine rumgekriegt, stimmt im Stadtrat diesmal mit uns. Will aber Fahrverbot vor ihrer Wohnung.“ Genosko: „Ohne mich! Parkplätze müssen bleiben! Dafür kriegst Du Restaurantschiff und große Fußgängerzone. Aber Alfred noch dagegen. Muss ihn erst bearbeiten.“ Der Dialog bricht ab.

Am gleichen Abend gehen Kurzbotschaften zwischen dem OB und dem Finanzbürgermeister hin und her. Lehmann: „Mit Eckes Gebauer telefoniert. Will Hallenbad am Wonnemar.“ Wittmann: „Machen wir. Billigste Lösung.“ Lehmann: „Aber Schullehrer jammern.“ Wittmann: „Schullehrer jammern immer, kein Thema. Scheiner kriegt dafür Turnhalle.“ Lehmann: „Schicke morgen Lösel zu Toni Knapp. Letzte Warnung wg. Nordumgehung!“ Wittmann: „Den Toni kauf ich mir auch noch.“ Der Dialog bricht ab. Ein letzter Hackerangriff auf die Mailbox von Manfred Schuhmann scheitert. Der Mann hat kein Handy.