(agw)
Stadtgeflüster vom 26. Juni 2017

25.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

(agw) Nun hat es also wieder geöffnet, unser frisch geputztes Wonnemar. Wunderbar! Wahrscheinlich ist der Saunabereich bei den derzeitigen Außentemperaturen eher wenig frequentiert, aber trotzdem an dieser Stelle noch schnell ein dringender Tipp an die Wonnemar-Leitung: Warnschilder helfen weiter! Das Saunieren ist ja ein uraltes Kulturgut der Menschheit.

Aber wie kompliziert es in Zeiten der Globalisierung geworden ist, ist uns schon beim Wanderurlaub in Südtirol aufgefallen. Groggy von einem langen, anstrengenden Tag zwischen Corvara und Sella fallen wir in die hoteleigene Sauna und dösen auf dem Handtuch schwitzend (kein Schweiß aufs Holz!) vor uns hin, als ein italienisches Paar über die Schwelle tritt - um reglos stehen zu bleiben. Wir grüßen in aller Nacktheit freundlich, die Italiener bemühen sich auch und quetschen sich in eine Ecke - fest in ihre Handtücher gewickelt. Irgendwie merkwürdig, aber sie sind dann schnell wieder weg. Beim späteren Abendessen verlegenes Lächeln und Winken aus der Ferne. Als sich ähnliche Szenen an den folgenden Abenden mit anderen Gästen wiederholen, beginnen wir zu erahnen, dass man in Italien - oder unter Italienern - wohl anders sauniert als in Deutschland.

Da ist uns die Geschichte unserer mexikanischen Freundin daheim in Ingolstadt in den Sinn gekommen, die einen Wonnemar-Gutschein zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Als sie vom Pool in den Saunabereich wechselte, war sie sprachlos. Entsetzt. Erstarrt. Alle waren nackt! Auch die Männer! Nun ist das Saunen in Mexiko rein klimatisch bedingt nicht sehr verbreitet (und die einzige dort aus früheren Zeiten bekannte Form, den Temazcal, betritt man eh einzeln), aber auf so eine verrückte Idee würde dort wirklich absolut niemand kommen. Pikantes Detail: Als sich unsere Freundin unauffällig rückwärts wieder in den Poolbereich zurückziehen wollte, kam der Pastor ihrer Kirchengemeinde um die Ecke ("Aber er hatte ein Handtuch um die Hüften! Ich war so erleichtert!"). Jaja, das Leben hält immer mal eine Überraschung bereit.