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Stadtgeflüster vom 24. November 2016

23.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:00 Uhr

(rh) Die Verdienste des Gestaltungsbeirates kann man gar nicht hoch genug veranschlagen. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass der drohende architektonische Amoklauf einiger privater Bauträger durch den mäßigenden Einfluss der Expertenrunde gerade noch abgewendet werden konnte.

Andererseits: Wenn so etwas wie das rote Monster auf dem früheren Schlachthofgelände - bekannt unter dem Namen Donau City Center - nicht verhindert werden konnte, stellt sich vielleicht doch die Frage nach der Existenzberechtigung des Gestaltungsbeirates.

Wie dem auch sei - an der außerordentlich hohen Fachkompetenz der Beiratsmitglieder verbietet sich jeder Zweifel. Zudem weiß Vorsitzender Ludwig Wappner stets aufs Neue durch seinen sprachlichen Reichtum zu überzeugen. Erst in der vergangenen Woche bescheinigte der angesehene Baumeister einem zu begutachtenden Gebäude eine "sehr zarte Skalierung". Wir wissen zwar nicht, was er damit meinte, aber es klang nicht schlecht.

Von einer ganz aktuellen Expertise des Münchner Professors würden wir uns einen großen Erkenntnisgewinn versprechen. Thema: "Die vorweihnachtliche Innenstadt unter besonderer Berücksichtigung der architektonischen Qualität". Einem kritischen Geist wie Ludwig Wappner dürfte dazu einiges einfallen, zumal die Vielfalt an Objekten, die sukzessive Straßen und Plätze des Stadtzentrums füllen, ihresgleichen sucht. Man denke nur an die Rustikaloptik der Bretterverschläge, die adventliche Stimmung in die Fußgängerzone zaubern sollen. Oder den mit beinahe religiöser Inbrunst dekorierten Glühweintempel auf dem Christkindlmarkt. Oder an die voralpine Anmutung der Gaudihütte auf dem Paradeplatz. Herr Prof. Wappner, übernehmen Sie!