Ingolstadt
Der neue Weg der Schanzer

Der FC Ingolstadt hat schon seit ein paar Jahren kein F- und E-Juniorenteam im Spielbetrieb. Die Schanzer haben einen anderen Weg eingeschlagen und gehen jetzt an den fünf Stützpunkten in Abensberg, Hilpoltstein, Schweitenkirchen, Joshofen und Ingolstadt auf die Suche nach Talenten.

23.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:00 Uhr

Grund zur Freude beim FCI: Roland Reichel (links) und Christoph Heckl sind mit dem Stützpunktkonzept der Schanzer vollends zufrieden. - Foto: Wittmann

Ingolstadt (DK) Der FC Ingolstadt hat schon seit ein paar Jahren kein F- und E-Juniorenteam im Spielbetrieb. Die Schanzer haben einen anderen Weg eingeschlagen und gehen jetzt an den fünf Stützpunkten in Abensberg, Hilpoltstein, Schweitenkirchen, Joshofen und Ingolstadt auf die Suche nach Talenten.

 Junge Strategie oder Strategie für Junge - man könne das Nachwuchsstützpunktkonzept definieren, wie man will. Hauptsache ist, es funktioniert. "Es läuft alles nach Plan", sagt Christoph Heckl, Jugendkoordinator beim FC Ingolstadt, über den neuen Weg der Schanzer in der Nachwuchsarbeit, der vor mehr als einem Jahr begonnen hat und junge Talente an fünf Stützpunkten in Bayern zusammenführt.

Hintergrund der neuen Strategie sei die Tatsache, dass der FC Ingolstadt seit einigen Jahren keine F- und E-Jugendteams mehr für den Spielbetrieb gemeldet habe, erklärt Heckl. Wie jeder andere Fußballverein wolle aber natürlich auch der FCI junge Kicker für den Verein begeistern. Dabei greifen die Schanzer auf eine "andere Herangehensweise zurück", wie Heckl es formuliert. "Natürlich ist es das langfristige Ziel, Spieler für unsere Jugendteams und vielleicht einmal die Profis zu gewinnen", so Heckl.

Anders ist die Methode vor allem deswegen, weil der FCI die jungen Spieler im Alter von bis zu zehn Jahren nicht verpflichtet, sondern sie in ihrem gewohnten Umfeld lässt. Die Kinder trainieren weiter bei ihrem Heimatverein und absolvieren zusätzlich am Wochenende eine Einheit am Stützpunktort unter der Leitung eines Trainers des FC Ingolstadt. Mit dabei ist auch immer ein Co-Trainer, den der "gastgebende" Verein stellt. Die Verantwortlichen des FCI um Christoph Heckl, Roland Reichel (sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums) und Kilian König (Stützpunktkoordinator) hatten eine Idee: Jeden Sonntag von 10 Uhr bis 11.30 Uhr und 11.30 Uhr bis 13 Uhr findet bei den fünf Stützpunktvereinen in zwei Blöcken ein Training statt. Zuerst für die Sieben- bis Achtährigen, anschließend für die Neun- bis Zehnjährigen. Pro Stützpunkt war eine Kapazität von 30 Kindern geplant. "Die Fülle an Kindern wurde aber zu groß, deswegen mussten wir unser Konzept modifizieren", sagt Heckl. Die Grundidee des Stützpunktkonzepts blieb wie die fünf Partnervereine des FCI erhalten.

Seit dieser Saison konzentrieren sich die Schanzer auf eine Zahl von 20 Kindern pro Stützpunkt, vorwiegend im Alter von 9 bis 10 Jahren. "Dass sich nun weniger Kinder bei den Stützpunkteinheiten tummeln, hat mit der Durchlässigkeit des Systems zu tun", sagt Heckl. Je weniger Mitstreiter es am Stützpunkt gebe, desto höher werde die Chance für jeden, durch "den Flaschenhals zu rutschen" und sich für eine Jugendmannschaft (U 11 oder U 12) des FCI zu qualifizieren, sagt Heckl. Ziel sei es, den jungen Fußballern die Lernziele des FC Ingolstadt zu vermitteln - aber spielerisch und ohne Druck, erklärt dessen Kollege Roland Reichel. Bei den Trainingseinheiten gehe es um Technikschulung, nicht um taktische Elemente. "Die Kinder sollen völlig frei spielen können", sagt Heckl. So gibt es wöchentlich fußballerische Hausaufgaben, zum Beispiel Passübungen. Dass sich der FC Ingolstadt seiner sozialen Verantwortung bewusst ist, wird daran deutlich, dass die Kinder nach wie vor in ihren Heimatklubs trainieren können. "Das verbuchen wir schon als Imagegewinn für unseren jungen Verein", sagt Heckl.

Nicht nur die Schanzer haben vom neuen Konzept in der Nachwuchsarbeit einen Mehrwert. Auch die Stützpunktvereine. Neben dem Übungsmaterial, das sie von den Ingolstädtern erhalten, profitieren sie von den Einblicken in die Trainingsarbeit der Schanzer und können so einige neue Eindrücke gewinnen.

Durch die Wahl der Stützpunktvereine hat der FC Ingolstadt ein großes Stück der bayerischen Fußball-Landkarte erschlossen. Für die Koordination der Stützpunkte ist Kilian König zuständig. Er ist Ansprechpartner für die Partnervereine und auch dafür zuständig, Jugendturniere zu sichten und Hallen zu buchen, denn das "Training mit dem FCI" findet auch im Winter statt. "Es macht sehr viel Spaß, sonst wäre es den Aufwand auch nicht wert", sagt König. Treffen mit Stützpunkttrainern und den Verantwortlichen gibt es regelmäßig. "Das ist auch wichtig, damit das Konzept überhaupt greifen kann. Die Zusammenarbeit mit den Vereinen klappt wunderbar", sagt König. Bei internen Turnieren, wie am vergangenen Sonntag in Ingolstadt, können sich die Kinder und Verantwortlichen aller Stützpunkte untereinander besser kennenlernen. Das neue Nachwuchskonzept des FC Ingolstadt ist wie ein großes "Wir". Die Jung-Schanzer sollen über die Stützpunkte die Möglichkeit haben, sich langsam an den FC Ingolstadt heranzutasten. Das Konzept definiere sich aber nicht über Leistung, Druck und das "Immer funktionieren müssen", sagt Christoph Heckl. Natürlich bestehe vonseiten der Schanzer auch ein gewisser Qualitätsanspruch an die Kinder, aber im Gegensatz zu anderen Vereinen werde man nach einer missglückten Trainingseinheit keineswegs gleich nach Hause geschickt. Gerade bei Kindern sei viel Einfühlungsvermögen der Trainer nötig. "Jeder hat mal einen schlechten Tag", sagt Heckl.