(tsk)
Stadtgeflüster vom 20. September 2014

19.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

(tsk) Das Thema hat Familien gespalten. Auf der einen Seite Kilt, Single Malt und The Saltire, auf der anderen Tweedjacke, Bier und Union Jack. Jahrhundertelange Unterdrückung versus militärische Sicherheit. Und Sir Sean Connery, der von der Queen wegen seiner Verdienste um Schottland (vermutlich im Schottenrock) zum Ritter geschlagen wurde, gegen Ewan McGregor, der als Jediritter Obi-Wan Kenobi schon einmal eine schwerwiegende Entscheidung getroffen hat, nämlich Anakin Skywalker auszubilden, aus dem dann später Darth Vader wurde.

Zum schottischen Referendum meldeten sich auch englische Prominente zu Wort, wie die Designerin Vivienne Westwood, die ihre Models mit „Yes“-Button auf den Laufsteg schickte, und Schriftstellerin J. K. Rowling, die eine Million Pfund für die „No“-Kampagne spendete.

Hierzulande war es eher ruhig. Nicht einmal Lothar Matthäus („Ein Loddar Maddäus würde sich auch als Premierminister zur Verfügung stellen, wenn er gefragt wird“) hatte sich vorher geäußert, er war vermutlich zu sehr mit Scheidungsplänen für Gattin Nummer fünf beschäftigt. Und es gab weder Aktionen des FDP-Stadtrats Karl Ettinger („Freiheit wählen!“) noch Klagevorbereitungen seines Kollegen der Bürgergemeinschaft, Christian Lange („Kein Kongresshotel in Schottland“).

Doch der schottische Versuch war erst der Anfang. Mitten in Europa droht die nächste Abspaltung – und kein Referendum kann sie verhindern. Denn es gibt keins. Ab 30. September können sich Unternehmen, Behörden und Privatpersonen, die einen Bezug zum Freistaat haben, eine Internetadresse mit „.bayern“ am Ende sichern. Einfach so. Schirmherr der Aktion ist Leopold Prinz von Bayern, Ur-Ur-Urenkel Ludwigs I., der 1848 abdanken musste, weil gegen ihn eine äußerst erfolgreiche „No“-Kampagne gefahren worden war.

Es war die Zeit der Kleinstaaterei – die nun bei uns wieder ausbrechen könnte. Nach Bayern werden sicher auch Baden-Württemberg, Sachsen und Preußen (also alles nordwestlich unseres schönen Landes) ihre Unabhängigkeit von der De-Domain erklären wollen – es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis deutsche Länder wieder echte Schlagbäume aufstellen. Für die CSU hätte die Teilung einen Vorteil: Sie könnte auf ihren Straßen die Pkw-Maut einführen. Einfach so. Und ohne dass Angela Merkel oder sonst wer irgendetwas dagegen tun könnte.