Ingolstadt
Ein Glücksfall in Hellbronze

Gestaltungsbeirat lobt den Erweiterungsbau des Medizinhistorischen Museums in den höchsten Tönen

19.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Neuer Nachbar: Neben der Alten Anatomie ist der Erweiterungsbau geplant (oben). Madina von Arnim (Büro Staab) zeigte dem Gestaltungsbeirat Farbmuster der Fassade - Foto: Stadt Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Die Stadt hat sich zwei anspruchsvolle Museumsbauten vorgenommen, am Gießereigelände das neue Museum für Konkrete Kunst und Design, an der Alten Anatomie die Erweiterung des Medizinhistorischen Museums. In der Anatomiestraße ist bereits die Baugrube ausgehoben.

Dort gingen am Freitag die Mitglieder des Gestaltungsbeirates an die Detailarbeit der Fassade.

Mit dem Architekturbüro Volker Staab hat Ingolstadt hier einen guten Griff getan, denn dessen Ruf als Museumsbauer ist ausgezeichnet. An diesem Samstag wird sein neues Landesmuseum in Münster eröffnet, nächstes Jahr soll das neue Richard-Wagner-Museum in Bayreuth fertig sein, ebenfalls ein Werk des Büros Staab.

Ludwig Wappner, Vorsitzender des Gestaltungsbeirates, sprach nach der Sitzung von einem „Glücksfall für die Stadt“. Dieses Projekt werde „identitätsstiftend“ sein. Konkret ging es diesmal in der Beraterrunde vor allem um die Fassade, die gegenüber dem Wettbewerbsentwurf noch leicht zurückgesetzt wurde. Dadurch soll der „Solitärcharakter“ des Baudenkmals Alte Anatomie gestärkt werden. Bei den Fassadenelementen aus eloxiertem Alublech sei die „Kunst der Fuge“ gefragt, wählte Wappner einen musikalischen Vergleich. Das „Prägeblech mit vertikaler Streifung“ soll einen Farbton in Hellbronze haben, „nicht zu gülden, nicht zu dunkel“.

Bemerkenswert auch die Lieferfirma, die für das Museum die Fassadenplatten speziell entwickeln soll. Voraussichtlich wird es das Ingolstädter Unternehmen Fielitz Leichtbauelemente sein, das nach Angaben Wappners in Fachkreisen ein hervorragendes Renommee hat. „Da kann man sich drauf freuen.“ Beim Dachstuhl des Erweiterungsbaus sind ebenfalls ortsansässige Experten beteiligt, nämlich das Büro Grad. „Das hat fast experimentellen Charakter“, machte der Beiratsvorsitzende die Zuhörer neugierig. Das Tragwerk sei „konstruktiv ohne Stützen gelöst“. Der Beirat empfiehlt, das Straßenpflaster an der Anatomie bis in den Innenhof fortzusetzen. „Wir haben die Verwaltung motiviert, noch drei Euro draufzulegen“, sagte Wappner. Durch den Neubautrakt des Museums soll der Anatomiegarten künftig auch außerhalb der Öffnungszeiten für Besucher zugänglich sein.

Viel Lob erntete im Beirat das Konzept des Münchner Architekten Florian Nagler für das evangelische Gemeindezentrum in der Schrannenstraße. „Ein tolles Projekt“, fand Vorsitzender Wappner. Nun stehe man kurz vor dem „Finale“, der Gestaltung des Innenhofes und des Platzes um die Matthäuskirche. Die Flächen gehören teils der Stadt, teils der Kirche. Gesägte Granitpflastersteine in grau-beigem Ton sollen dafür verwendet werden. „Das wird ein guter Abschluss.“

Weniger zufrieden sind die Berater mit dem Neubauprojekt Ludwigsgarten an der Westlichen Ringstraße. Das geplante Geschäfts- und Wohnhaus Ingolstädter Investoren beschäftigt schon länger die Gremien und stößt in der Nachbarschaft auf Widerspruch. „Es entsteht mehr Baumasse, das muss einfach gut gemacht sein“, sagte Wappner, „ein Geschoss höher könnten wir uns vorstellen.“ Dennoch werde der OB mit Investoren und Stadtplanern noch einmal über eine Reduzierung sprechen.