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Stadtgeflüster vom 20. Oktober 2017

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

(rh) Aus der großen Zeit der Ingolstädter Sozialdemokratie - nur wenige betagte Genossen können sich noch erinnern - existieren einige Fotos, die einen schlanken, sportlichen SPD-Wahlredner in der Ludwigstraße zeigen, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigte.

Es konnte wohl nur noch eine Frage von wenigen Jahren sein, dessen war man sich im linken Lager sicher, bis dieser redegewandte Sympathieträger mit Namen Franz Götz den konservativen Juristen mit dem Hornbrillenimage an der Spitze des Rathauses namens Peter Schnell abgelöst haben würde.

Etwa 3000 Menschen jubelten in der Fußgängerzone dem SPD-Kreisvorsitzenden Götz zu, mehr noch dem charismatischen Friedensnobelpreisträger Willy Brandt, wie am 28. September 1976 im DONAUKURIER nachzulesen war. Dieses Land, so rief Brandt aus, dürfe sich nicht "in eine Ellenbogengesellschaft zurückentwickeln". Der junge Ingolstädter Genosse neben ihm sog die Begeisterung des Schanzer Wahlvolks für den beliebtesten deutschen Politiker auf, doch im weiteren Verlauf seiner politischen Karriere erwies sich Franz Götz weniger als Bruder im Geiste des SPD-Friedenskanzlers Brandt als des späteren Nachfolgers Gerhard Schröder.

Götz und Schröder eint von jeher ihr gänzlich unverkrampftes Verhältnis zum außerparlamentarischen Gelderwerb, zur konsequenten Vermögensbildung in eigener Sache unter Nutzung des vorpolitischen Wirtschaftsraumes. Und wenn irgendwann doch einmal öffentliche Kritik am allzu heftigen Gewinnstreben der beiden lupenreinen Sozialdemokraten aufkam, schien deren pekuniärer Offensivdrang nicht etwa zu erlahmen, sondern eher noch angespornt zu werden. Zumal Gerhard Schröder und Parteikonvertit Franz Götz sich nach wie vor gern in den Dienst des Allgemeinwohls stellen.

Dem Ex-Kanzler und frischgebackenen Aufsichtsratschef des russischen Ölkonzerns Rosneft geht es in erster Linie um die Völkerverständigung, die er gemeinsam mit seinem Freund Wladimir Putin weiter voranbringen möchte. Der langjährige Ingolstädter Landtagsabgeordnete macht sich auch als FW-Ruheständler uneigennützig um die rhetorische Talentförderung im Stadtrat verdient. Zuletzt mit durchschlagendem Erfolg bei der Haushaltsrede Peter Springls.