(reh)
Stadtgeflüster vom 19. Dezember 2014

18.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

(reh) Wir schreiben das Jahr 2014 nach Christus. Ganz Ingolstadt ist von Zuagroasten besetzt. Ganz Ingolstadt? Nein, ein von unbeugsamen Schanzern bevölkertes Dorf hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten und den Wohnraum für sich zu beanspruchen.

Wenn böse Zungen über sie behaupten, dort ziehe man eh nur im absoluten Notfall hin, antworten die Ureinwohner dieses Ingolstädter Dorfes: „Da san mia dahoam!“ Salve! Griaßt eich! In Rothenturm.

Das südöstliche Widerstandsnest auf dem Ingolstädter Stadtplan gab es natürlich noch nicht, als die Römer wie zu Asterix’ Zeiten tatsächlich in unserem Landstrich allen Widerstand plätteten. Doch auch mit diesem Expansionsexportschlager kamen die Vorfahren Silvio Berlusconis nur bis kurz nach Denkendorf, wo sie lieber eine dauerhafte Rast einlegten und den antigermanischen Schutzwall bauten: den Limes.

An diese historische Grenze erinnert seit Kurzem in der Gemeinde mit der bekannten Autobahnausfahrt ein Kunstwerk in einem Kreisverkehr, der passenderweise Limeskreisel heißt und auch die Buchstaben L-I-M-E-S zeigt (siehe Foto), weil der Limes früher durch ihn durchging. Der Reisende kann das aber nur lesen, wenn er aus der römischen Provinz Raetien herausfährt und ins finstere Germanien eindringt, wo bald darauf die nicht minder schauerliche Oberpfalz beginnt. Warum nur in einer Richtung lesbar? Darüber lässt sich spekulieren, was auch im Internet eifrig gemacht wird: Weil die tumben Oberpfälzer Germanen Limes eh nicht lesen könnten? Weil es als Warnung dienen soll, dass auf der anderen Seite die Menschen ihre Autoführerscheine auf Pferdegespannen gemacht haben? Oder sie gar nicht erst auf die Idee kommen sollen, dass sie in Richtung Süden völkerwandern, dann an der Donau zuaroasen und hier den Wohnraum wegnehmen. Oder spinnen die Römer doch einfach nur?

Wie auch immer. Auf alle Fälle ist der Kreisel nachahmungswürdig, besonders in der kreisfreien Großstadt Ingolstadt. Auch hier harren Kreisverkehre einer Gestaltung. An der Südostspange ist an der Grenze zwischen Ringsee und dem Widerstandsnest die Gestaltung des Kreisels offensichtlich. Statt einer Eisenbahn oder anderer Faxen muss dort der antirothenturmsche Schutzwall hinein. Und als Spruch kann nur dienen: „Da san di dahoam, ihr wisst scho welche.“

Der Kreisel an der westlichen Gerolfinger Straße muss dagegen mit einer in Stein gemeißelten Büste des Ministerpräsidenten Horstix versehen werden. Mit der Inschrift: „Da is der dahoam – wenn er nicht in München ist. Oder bei der Merkel.“