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Stadtgeflüster vom 17. September 2016

16.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr

(sic) Ingolstadt ist bunt, und sehr unterschiedlich sind auch die Sorgen in den Vierteln der Stadt. Im Nordosten wissen sie zum Beispiel trotz der Haushaltssperre nicht mehr, wie sie das viele Geld im Bürgerhaushalt ausgeben sollen.

Sie haben ja schon alles! Deshalb erwägt der Bezirksausschuss Nordost jetzt angeblich, ein Trampolin ausschließlich für die Lehrer der Lessing-Grundschule zu kaufen und dem "Liederkreis La Paloma" eine Weltreise zu spendieren ("Mich trägt die Sehnsucht fort in die blaue Ferne"). Im Bezirk Nordwest, wo immer alles ein paar Nummern größer ist, werden bald - um Platz für Audi zu schaffen - ein Spielpark und ein Sportplatz samt Vereinsheim komplett versetzt, so wie man andernorts Stiefmütterchen umbettet. Und am Dienstag spürte der Bezirksausschuss Südwest in seiner Sitzung sehr ausführlich zwei wirklich brisanten Fragen nach: Passt Salbei als Zierpflanze zu Linden? Und warum ist der Verkehrskreisel in Gerolfing viel schöner bepflanzt als der an der Schrobenhausener Straße? Wo doch in Gerolfing eh schon immer alles noch schöner ist!

Darüber diskutierte der BZA Südwest fast schon aufgewühlt. Passen Salbei und Linden nun zusammen, um Verkehrskreisel so aufzuwerten, dass die botanisch-ästhetisch verwöhnten Gerolfinger keinen Bogen darum schlagen? Linden schmutzen doch immer so, hieß es. Und Salbei sei soooo schön, kam aus der Ecke der Grünen. Die BZA-Vorsitzende Walburga Majehrke nahm ihre Mitbürger lokalpatriotisch in die Pflicht: Ein schön bepflanzter Kreisverkehr sei schließlich Ausdruck wahrer Heimatliebe, "und wir im Südwesten waren schon immer etwas Besonderes", verkündete sie mit offensivem Lächeln.

Doch das Reizthema "Salbei und Linde" war damit noch nicht vom Tisch: Egal, welches Kraut da wachse - man wolle einen Verkehrskreisel haben, der "mindestens so schön ist wie der in Gerolfing", forderte ein CSU-Mann trotzig, oder "wenigstens so schön wie der in Niederfeld". Nach 20 Minuten warf Peter Thierschmann, der BZA-Schriftführer, genervt in die Debatte: "Stell' ma halt eine Stahlskulptur vom Alf Lechner in den Kreisel!" Auch schön. Dazu schaut Salbei super aus!

Es ergeht folgender Appell an alle Bürger: Wer klären kann, ob Salbei nun zu Linden passt, melde das bitte dem BZA Südwest. Zum Dank gibt es sicher einen Strauß Stiefmütterchen.