(reh)
Stadtgeflüster vom 17. Februar 2018

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

(reh) Gallier und Germanen sind sich im Comic-Leben in einem einig: Die Cervisia schmeckt! Auch über diese kulinarische Gemeinsamkeit in Bezug auf den Vorläufer des Biers im Altertum haben die Nachbarn ähnliche Verhaltensweisen entwickelt, die 2000 Jahre überdauerten. Deutlich sichtbar wird das an dem Comic-Hündchen aus dem uns wohlbekannten Dorf, das nicht aufhört, dem Eindringling Widerstand zu leisten.

Idefix ist nicht nur treuer Begleiter eines Hinkelsteinlieferanten, sondern in einer weithin hörbaren Weise naturlieb: Sobald ein Baum gefällt wird, heult er herzergreifend auf!

Diese Eigenschaft hat sich auf spätere Generationen übertragen: Sobald auch nur einem Baum im Lande der Gallier- und der Germanen-Nachfahren ein Blättchen gekrümmt wird, ist das Aufheulen von Naturfreunden und Anwohnern laut vernehmbar. Als Wächter des Waldes und der Schutzwürdigen erfüllen sie eine wichtige Aufgabe. Denn ein Schutz mit Zaubertrank oder eine Wiederaufforstung à la Miraculix sind dann doch nur Comic-Optionen.

Aktuell können wir die Stimmen der Ankläger im Ingolstädter Nordosten laut hören. Eine Schneise an der Friedrich-Ebert-Straße haben die Sägetrupps hinterlassen. Einige prächtige Bäume sind verschwunden, haben das letzte Mal den Wind durch ihre Blätter rauschen lassen. Durch den Winter hatten sie die natürlich ohnehin nicht mehr. Nun sind sie auch noch Äste und Stamm los. Nur ihre Stümpfe sind als anklagendes Zeugnis übergeblieben. Sie stehen wie an einer Kette bis zum dort angesiedelten Werkstor hin.

Die Eschen haben alle Entwicklungen in diesem Eck über die Jahre miterlebt: Wie immer wieder ein Teil des Rieter-Geländes abgezwackt wurde. Sich eine Halle nach der anderen leerte. Als würde sich das langsame Sterben der industriellen Keimzelle Ingolstadts über das Werkstor nach draußen verlagern, könnten sie die Vorboten sein für das, was unabwendbar scheint: Ende des Jahres wird Rieter hier die Produktion einstellen und 220 Arbeitsplätze nach Tschechien verlagern.

So kann man über dieses Ende philosophieren. Doch es ist doch nur das Eschentriebsterben, das die prachtvollen Bäume dahingerafft hat und die Fällung unausweichlich machte. Idefix würde trotzdem aufheulen.