(trh)
Stadtgeflüster vom 15. Juli 2017

14.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr

(trh) Als die Dame uns den Kaffeeautomaten erklärt, passen wir ganz genau auf. Das wird schließlich unsere Hauptaufgabe in den nächsten fünf Praktikumstagen sein: Journalisten Kaffee bringen. Zumindest laut diverser Mitschüler, die alle jemanden kennen, der bei seinem Praktikum nur Kaffee kochen durfte.

Oder Blutdruck messen. Aber wir glauben nicht, dass wir hier (die eine in der Sportredaktion, die andere in der Lokalredaktion) zu so was verpflichtet sind. Wir sind früh dran und haben noch Zeit für ein Nickerchen, bis uns der neue Chef (viel Koffein, wenig Milch) die Hand schütteln will. Bis zum Mittag haben wir uns aufs Gründlichste am Schreibprogramm vergangen (womöglich irgendwas Wichtiges zerstört) und gelesen, Am nächsten Tag darf eine von uns mit der Volontärin (viel Milch, viel Zucker) auf die Pressekonferenz ins Rathaus. Die haben dort Säfte und Wasser und, oh Gott, eine Kaffeemaschine, vermutlich um eine wütende Medienmeute abzulenken. Während der Konferenz kommt ein weiterer Herr aus der Lokalredaktion herein. Er sieht nicht so aus, als würde er sich mit Kaffee zufriedengeben. In den nächsten Tagen machen wir eine Menge Dinge, vor allem Meldungen und Recherchen. Wir sind jedes Mal von kindlichem Stolz erfüllt, wenn wir etwas von uns in der Zeitung entdecken. Wie so ein Pavian, der sein Spiegelbild erkennt. Eine von uns sucht Leute für die Umfragen, steht vor den Toren Audis und versucht, ein Statement zu bekommen (aber leider können erwachsene Menschen schnell laufen), die andere treibt sich auf lokalen Sportereignissen herum. Am Donnerstag wartet die größte Herausforderung: ein eigener Artikel. Kurz ziehen wir in Betracht, unter den Schreibtisch zu kriechen und wegen einer Überdosis Hustenbonbons ins Krankenhaus gebracht zu werden. Wir entscheiden uns dann doch dagegen, schließlich haben wir gut acht Journalisten/Babysitter an unserer Seite. Heute wurde eine von uns gefragt, ob sie über ihre Erlebnisse schreiben möchte. Eigentlich haben wir nur eines zu sagen: Wir sind sehr stolz auf die Journalisten hier. Sie haben ihren Kaffee alle selber gekocht.