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Stadtgeflüster vom 12. Mai 2012

11.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:30 Uhr

(rh) Der Frankenwein verdient jedwede Förderung. Ein Oberfranke wie der Autor dieses Stadtgeflüsters darf dies wohl auch in einer Stadt behaupten, die als Ursprungsort des Bayerischen Reinheitsgebotes mehr dem Bier zugetan ist. Doch während sich die Freunde des Gerstensaftes in ihrer grobschlächtigen Art („Bier her, Bier her, oder ich fall um!“) stets in den Vordergrund zu drängen wissen, sind die Liebhaber des Bocksbeutels meist viel zu bescheiden und machen als stille Genießer nicht viel Aufhebens um ihren Juliusspital Schwarzriesling oder ihre Iphöfer Julius-Echter-Berg Silvaner Beerenauslese.

Um so entschiedener ist eine Initiative von Herrn Dr. Hans Jürgen Fahn zu begrüßen, eines Mannes, wie man wohl sagen darf, der die Sache des Frankenweins mit allen seinen Kräften vorantreibt. Und dies, obwohl er der Fraktion der Freien Wähler im Landtag angehört. „Eine engagierte und glaubwürdige Politik ist die Richtschnur meines politischen Handelns“, bekennt der unterfränkische Abgeordnete aus Erlenbach am Main, dem wir Ingolstädter bei der Wahl leider nicht unsere Stimme geben können. Dabei hätte er sie mehr verdient als jeder andere. Denn seit Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn dürfte es keinen größeren Förderer des Frankenweins gegeben haben als Herrn Dr. Fahn. Dem Parlamentarier sind zwei einschlägige schriftliche Anfragen zu verdanken. Im November 2011 ging er erstmals der Sache auf den Grund und richtete ein Schreiben an Landtagspräsidentin Barbara Stamm, auch sie Unterfränkin und als solche in jeder Hinsicht kompetent: Was denn die Ministerien und nachgeordneten Dienststellen der Staatsregierung unternähmen, wollte der Erlenbacher Politiker wissen, um mittels Weinausschank ihre vaterländische Pflicht zu erfüllen.

Mehrere Ressorts haben unterdessen geliefert. So konnte etwa die Staatskanzlei lückenlos nachweisen, dass sie auf 178 Empfängen zwischen 2009 und 2011 Frankenwein ausgeschenkt hat. Einzige Ausnahme: eine Veranstaltung für Jugend forscht, da gab’s nur Alkoholfreies. Auch das Landwirtschafts-, das Innen-, das Finanz- und das Wirtschaftsministerium belegten, dass ihnen Weine aus Franken eine echte Herzensangelegenheit sind. Wobei der Finanzminister einräumen musste, dass er anlässlich eines Pressegesprächs „zusätzlich Hofbräu-Bier und italienischen (!) Rotwein angeboten“ hat, während der Innenminister mit seinen Polizeipräsidenten meist bei einem Glas Mineralwasser tafelt.

Die Sache wäre also so weit in Ordnung. Aber Halbheiten sind mit dem FW-Abgeordneten nicht zu machen. Im April 2012 fragte er erneut die Staatsregierung: „Warum gaben das Wissenschaftsministerium, das Sozialministerium, das Kultus- und das Justizministerium keine entsprechende Liste heraus? Bei welchen Anlässen (bitte einzeln aufschlüsseln) wurde in den genannten Ministerien Frankenwein ausgeschenkt und bei welchen nicht“ – Dranbleiben, Herr Dr. Fahn!