(mbl)
Stadtgeflüster vom 12. Juni 2017

11.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:58 Uhr

(mbl) Klassik kann ja so langweilig sein. Und toll! Und dann wieder langweilig. Und gleich darauf wieder toll! Wenn sie von Bach und Vivaldi stammt, eher langweilig.

Wenn sich Rockgrößen wie Nirvana und The Prodigy musikalisch darunter mischen, plötzlich wieder toll!

Gut zu beobachten war das am Samstag bei den Sunset Orchestral Nights an der Donaubühne. Das Konzert bot in zwei Akten genau jene zuvor beschriebene und für viele Zuhörer so faszinierende Mixtur aus E- und U-Musik. Die Mission, die dahintersteckte, war auch die, ein jüngeres Publikum zum Besuch zu bewegen. Das hat zum Teil geklappt. Will heißen: Sie waren zumindest schon einmal anwesend.

Auf den Liegestühlen ließ sich beispielsweise ein Grüppchen noch sehr junger Damen nieder. Erst einmal hoffnungsfroh lauschend, was sie alles erwarten würde. Interessant dann die weitere Arbeitsaufteilung: Erklangen die klassischen und schwereren Passagen, gehörte die Aufmerksamkeit der temperamentvollen und fröhlichen Twens mehr ihren Smartphones der Premium-Klasse, auf denen dann ohne Unterlass getippt und verschickt wurde, als gelte es einen neuen Rekord im Nachrichten-Dauerversenden aufzustellen. Setzten die Musiker an zu populären Stücken (The Prodigy ging hier als der klare Favorit bei den Mädels hervor!), wurde mitgewippt und mitgerockt, als sei WhatsApp & Co. noch gar nicht erfunden. Ob der plötzlich einsetzende Bewegungsdrang allerdings tatsächlich nur dem bevorzugten Musikgeschmack der Zuhörerinnen entsprang, ist dennoch nicht zweifelsfrei zu sagen. Immerhin wurde es im zweiten Teil des Konzerts merklich kühl an der Donau.