Beilngries
Spurensuche in der Region

Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg: Der Aschbucher Karl Metz hilft einer Familie bei Erkundungen

13.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Informativ: Karl Metz (2. von rechts) begleitete die Angehörigen von Engelbert Hürner zu den einzelnen Stationen, wie hier die Burgruine Stauf, die der Niederösterreicher gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als verwunderter Soldat durchlaufen hatte. - Foto: Patzelt

Beilngries/Aschbuch (DK) Auf Spurensuche rund um Roth und Beilngries haben sich vor einigen Tagen die Ehefrau, die Kinder und ein Enkel von Engelbert Hürner aus Allhartsberg in Niederösterreich begeben. Hürner war im April 1945 bei einem amerikanischen Artillerieangriff auf die Burg Stauf bei Thalmässing schwer verwundet worden.

Begleitet wurde die Familie vom Vorsitzenden des Aschbucher Kriegervereins Karl Metz, der bereits vor einigen Jahren akribische Nachforschungen angestellt und der Familie wertvolle Hinweise gegeben hatte. Hürner selbst konnte nicht mehr mit dabei sein - er war bereits 2009 gestorben.

"Mein Vater hat sehr viel von seinen Kriegserlebnissen erzählt und auch so einiges niedergeschrieben. Nun wollten wir einfach mal selbst diese Gegend besuchen, um uns das Ganze besser vorstellen zu können", war einer der Beweggründe für die Tochter des Kriegsteilnehmers.

Angefangen hatte die Spurensuche allerdings bereits vor zehn Jahren mit einem Brief. "Als ich während des Zweiten Weltkriegs meinen rechten Fuß verloren hatte, wurde ich im Beilngrieser Lazarett, das im ehemaligen Gasthaus zur Post untergebracht war, gepflegt. In diesem Lazarett war auch eine Krankenschwester namens Walli Hermann. Ich würde mich sehr gerne bei ihr für die vorbildliche Fürsorge bedanken. Es wäre schön, wenn Sie diese Person ausfindig machen könnten." Mit dieser Bitte wandte sich Hürner 2007 an die Stadt Beilngries. Nachdem dort mit Karl Metz aus Aschbuch ein akribischer Sucher nach Spuren der beiden Weltkriege bekannt war, leitete man ihm den Brief weiter.

"Es war beileibe keine leichte Aufgabe, der ich mich ausgesetzt sah. Aber es ist mir damals gelungen, die Krankenschwester ausfindig zumachen. Und so konnte ich auch ein Treffen organisieren", erinnert sich Metz an den Beginn der Freundschaft zurück.

Hürner hatte seinen Angehörigen aber auch immer wieder das schreckliche Erlebnis seiner Verwundung geschildert. "Es war der 23. April 1945 etwa um 8 Uhr. Man hatte mich als Fernsprecher eingeteilt, eine Leitung für einen Granatwerfer, der auf der Ruine Stauf bei Thalmässing als Beobachter saß, zu legen. Da die Burgruine unter starkem amerikanischen Artilleriefeuer stand, wurde ich am rechten Oberschenkel schwer verletzt", so die Erinnerungen, die der Niederösterreicher seiner Familie weitergab und auch aufschrieb.

Anschließend war Hürner noch eine kleine Anhöhe hinunter gekrochen, von wo aus man ihn zur Erstversorgung in ein Gasthaus getragen hatte. "Dann wurde ich mit einem Pferdefuhrwerk, dessen Fahrer eine markante Hasenscharte hatte, unter Feindbeschuss auf einem Feldweg Richtung Beilngries gefahren. Mit einem VW-Transporter ging die Reise dann weiter auf einen Verbandsplatz. Ein Sanitätsfahrzeug sollte mich schließlich ins nächste Lazarett bringen", hatte Hürner seinen Angehörigen des Öfteren erzählt. Im Beilngrieser Lazarett wurde ihm der Fuß amputiert.

Die Nachforschungen von Metz gingen allerdings noch weiter. Er machte sogar den Mann ausfindig, der Hürner mit seinem Pferdefuhrwerk unter starkem Beschuss des Feindes abtransportiert und ihm so das Leben gerettet hatte. "Der Mann mit der markanten Hasenscharte war Leonhard Hofer aus Steindl bei Thalmässing. Ich habe Hürner die Botschaft über seinen Lebensretter noch gebracht. Leider konnte er sich für diese uneigennützige Tat nicht mehr selbst bedanken", so der Aschbucher Kriegervereinsvorsitzende.

Auf der Burgruine Stauf bei Thalmässing, wo Hürner gegen Ende des Zweiten Weltkriegs verwundet wurde, legten seine Angehörigen Blumen nieder. Während des Krieges wurden die Burg und der Ort schwer getroffen. Beim Kampf um Neumarkt im April 1945 errichtete eine SS-Einheit eine Feuerstellung auf dem Staufer Berg, die beim Heranrücken der amerikanischen Truppen jedoch aufgegeben wurde. Anschließend ging die Spurensuche weiter zu den nächsten Stationen, die der damals schwer verwundete Hürner durchmachen hatte müssen.