Ingolstadt
Spuren jüdischer Geschichte

Vielbeachtetes Schülerprojekt: Ausstellung "Pfad des Lebens" eröffnet

29.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:15 Uhr
Jüdische Vergangenheit in Ingolstadt: Zahlreiche Gäste kamen zur Eröffnung der Ausstellung "Pfad des Lebens" ins Foyer des Stadttheaters. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Im Juni dieses Jahres begannen Schülerinnen und Schüler der zehnten bis zwölften Klassen am Katharinen- und am Reuchlin-Gymnasium mit der Arbeit an einem Projekt zum Thema jüdisches Leben in Ingolstadt (DK berichtete). Daraus entstanden ist mit Unterstützung namhafter Institutionen, Einrichtungen und Personen eine umfangreiche Arbeit, die jetzt unter dem Titel "Pfad des Lebens" als Ausstellung im Foyer des Stadttheaters zu sehen ist. Am Mittwoch wurde sie im Beisein zahlreicher Gäste eröffnet.

"Im Jahr 1938 hat die jüdische Gemeinde in Ingolstadt aufgehört zu existieren. Damit fand eine über 700-jährige Geschichte ihr brutales Ende", heißt es in einem Einführungstext zur Schau. Gemeint sind die Novemberpogrome, die auch in Ingolstadt die systematische Verfolgung deutscher Juden bis hin zum Holocaust einleiteten. Was waren es für jüdische Familien, die hier lebten? Wo lebten sie und welche Spuren haben sie hinterlassen? Diese Fragen griffen die Gymnasiasten auf und machten sich in Archiven, im Internet und in persönlichen Gesprächen auf die Suche nach Antworten und vor allem nach Gesichtern aus dieser Zeit. "Der Kerns unseres Projekts war, am Ende so viele Menschen wie möglich darüber zu informieren, dass es jüdisches Leben in Ingolstadt über Jahrhunderte lang gab und dieses auch stark ausgeprägt war", sagten Marlene Gfesser, Antonia Rehm und Lisa Strasser, die die Konzeption der Schau vorstellten. Denn, so stellten die jungen Leute fest, nicht jedem Bürger scheint dies bewusst zu sein. Sogar einen Kontakt zu Nachfahren von ehemals in Ingolstadt lebenden Juden konnten die Schüler herstellen.
"Wir können keines durch die Judenverfolgung verlorenes Leben wieder gutmachen, aber wir können das Gedächtnis daran bewahren", sagte Kulturreferent Gabriel Engert in seinem Grußwort. Er hoffe darauf, dass die Ausstellung einen Impuls zum Erinnern und zur Nachdenklichkeit gibt. Die abendländischer Kultur sei ohne das Judentum nicht denkbar. "Deshalb gehört sie auch zu unserer Stadtidentität", so Engert. Neben Judith Werner, stellvertretende Intendantin des Stadttheaters und Stanislav Skibinski von der Europäischen Janusz-Korczak-Akademie sprach auch Projektleiter Matthias Schickel, zugleich Vorsitzender des Historischen Vereins Ingolstadt, zu den Gästen. Er machte deutlich, dass sich die jüdische Gemeinde in Ingolstadt als Ingolstädter Gemeinde verstanden habe. "Zu unserer Stadtidentität gehören nicht nur die 100 Stadtmauertürme, das neue Schloss, das Münster und der Christkindlmarkt. Zu unserer Stadtidentität gehört auch, dass wir uns an die Menschen erinnern, die vor 80 Jahren aus unserer Stadt vertrieben worden sind", sagte er. Darin sehe er in seiner Doppelrolle als Lehrer und als Vorsitzender eine besondere Verpflichtung: "Unterrichten aus dem Bewusstsein unserer Vergangenheit", so Schickel.

Michael Brandl