Neuburg
Spritzig und unterhaltsam

Die Komödie "Kerle im Herbst" kommt beim Publikum bestens an

03.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Sogar eine Geburt müssen die drei "Kerle im Herbst", Wolfgang (Christian Wolff), Manfred (Horst Janson) und Rolf (Max Schautzer) gemeinsam überstehen. Nur gut für Dani (Sarah-Jane Janson), dass sie doch noch den Arzt holen. −Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Braucht es noch Sonnencreme mit 78 Jahren? Wolfgang meint, "die Wahrscheinlichkeit in unserem Alter an Hautkrebs zu sterben, ist eher gering".

Manfred schmiert sich trotzdem ein. Die Boulevardkomödie "Kerle im Herbst" lebt von Schlagabtausch und dem Können der renommierten Schauspielprofis.

 

Horst Janson, Max Schautzer und Christian Wolff glänzen in ihren Rollen als rüstige Rentner auf Mallorca, die es sich in ihren Liegestühlen auf der großzügigen Veranda von Manfred Schumanns Villa gemütlich eingerichtet haben. Besser gesagt, Janson als Manfred und Wolff als Wolfgang räkeln sich in den beiden Liegestühlen, denn Schautzer alias Rolf zieht es vor, mit seinem Rennrad über die Insel zu fahren, um seinen Körper fit zu halten. Unterbrochen wird die gepflegte Langeweile nur vom gepfefferten Schlagabtausch zwischen den drei älteren Herren, deren Themen von Sonnenbrand über Marathon, Herzbeschwerden bis (Im)potenz reichen. Und von Haushälterin Dani, die jedem ein eigenes Essen serviert - je nach ärztlichem Befund, somit Dinkelbrötchen ohne Butter für ihren Arbeitgeber Manfred, der neidisch auf Wolfgangs Kotelett mit Bratkartoffeln schielt, während beide für Rolfs einsamen Apfel höchstens einen mitleidigen Blick übrig haben.

Doch dann treffen Briefe ein. Im Halbstundentakt. Und wirbeln die Idylle der drei gewaltig durcheinander. Denn sie stammen von Karin, der (einstmals) süßen Kleinen mit den langen Beinen und langen blonden Haaren. Nur, dass Karin inzwischen auch schon 78 und Witwe ist, wie ihnen gerade noch rechtzeitig einfällt. Kein Grund, sich in Schale zu werfen. Was das grau melierte Trio natürlich umgehend tut, denn Karin kündigt ihr Kommen an - für übermorgen, was nach Abzug der Zeit für den Postweg bedeutet: in zwei Stunden.

Zeit genug, um in amourösen Erinnerungen zu schwelgen. Dass nicht nur Rolf solche mit Karin hat, wird dem Publikum schnell klar, den jeweils beiden anderen Akteuren auf der Bühne dämmert es erst ein bisschen später. Herrlich Wolffs Mimik, ehe er gesteht, zwecks Selbstfindung auch mit Karin angebandelt zu haben. Denn Wolfgang ist schwul, was Manfred zu regelmäßigen, nicht druckbaren - da politisch nicht korrekten - aber amüsanten Bemerkungen inspiriert. Wie sich die drei um eine vor fast 60 Jahren verflossene Liebelei und eine mögliche Tochter in die Haare kriegen, dabei zwischen Konkurrenz und Zusammenhalt schwanken, ist höchst unterhaltsam. Spritzig die Dialoge, trocken der Humor und ausgezeichnet die Darbietung der Schauspielsenioren, die zusammen ganze 238 Jahre auf die Bühne bringen. Wer könnte die Kerle im Herbst mit ihren Träumen von Eisbein und Sauerkraut, verblassenden Erinnerungen an Sex, vermeintlichen Schlepphoden und zu hohen Cholesterinwerten besser verkörpern? Sarah Jane Janson bietet als Dani nicht nur den erfrischend jugendlichen Kontrast, sondern ist auch am Fortgang der Geschichte nicht ganz unbeteiligt.

Regisseur Horst Johanning inszeniert straff und ohne Längen, das Bühnenbild (Thomas Pekny) fällt für Tourneetheater überraschend reichhaltig aus. Kurz, die Komödie aus dem Bayerischen Hof in München unterhielt das Neuburger Publikum aufs Beste.