Schrobenhausen
Sprechen will gelehrt werden

09.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:10 Uhr

Schrobenhausen (oh) Die Sprache schafft lebenslange Bildungschancen. Deshalb ist es gerade für Kinder wichtig, gut ausgebildete pädagogische Fachkräfte zur Seite zu haben. Das Team des AWO-Kinderhauses Drei Linden bildet sich seit 2010 regelmäßig bei Sprachberaterin Anja Greve fort.

Doch was versteht man unter Sprachberatung und wofür ist sie gut? Sprachberatung ist ein zeitlich begrenztes Beratungs- und Fortbildungsangebot für das pädagogische Personal in Kindertagesstätten, das vom Bayerischen Familienministerium gefördert wird. Für 170 Stunden pro Jahr erhalten Kitas auf Wunsch somit fachliche Unterstützung. Das Familienministerium trägt 90 Prozent der Personal- und Sachkosten. Von 2008 bis 2011 werden rund 44,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Jeder Einrichtung ist freigestellt, ob die Unterstützung einer Sprachberatung in Anspruch genommen wird.
 

Das AWO-Kinderhaus Drei Linden hat sich dafür entschieden. Als besonders positiv hebt Kinderhausleiterin Jenny Douda-Kückelhaus hervor, dass der Blick der Berater auf die Mitarbeiter gerichtet ist und nicht auf die Kinder. Weiterbildung und Stärkung des Teams als lernende Gemeinschaft sind die Leitziele der Sprachberatung. Durch die Inhouse-Team-Fortbildung wird die pädagogische Qualität der Einrichtung gehalten und verbessert.

Seit Juni 2010 arbeitet das Team um Douda-Kückelhaus mit der Sprachberaterin Anja Greve zusammen. Dabei geht die Sprachberaterin speziell auf die Erfordernisse des Teams ein. Auf der Basis eines Coachingkonzepts wird das Team dabei unterstützt, seine bisherige Konzeption und Praxis zu reflektieren, den individuellen Bedarf an Weiterentwicklung zu ermitteln und eigene Lösungen für die Umsetzung zu finden. Beispielsweise thematisieren sie den gesamten Bereich der Beobachtungsbögen, die in allen Kindertagesstätten verpflichtend für jedes Kind angelegt werden müssen. Dazu zählt auch der Beobachtungsbogen "Seldak", der sich gezielt mit Sprache und Literacy auseinander setzt. Literacy bezeichnet nicht nur die Fähigkeiten in Lesen und Schreiben, sondern beinhaltet auch das Text- und Sinnverständnis. Dadurch haben die Erzieherinnen einen Leitfaden zur Hand, der eine Basis für die weiterführende Arbeit mit Kindern und Eltern bildet.

Sprachberatung wirkt dahin gehend, die sprachliche Bildung in Tageseinrichtungen für alle Kinder zu optimieren – nicht nur für Kinder mit Sprachauffälligkeiten oder Kinder mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache nicht oder nur unzureichend beherrschen.

Die Kompetenz des pädagogischen Teams ist nicht nur mitverantwortlich am Erwerb der Deutschen Sprache bei Kindern mit nicht-deutscher Erstsprache, sondern auch an der Weiterentwicklung hinsichtlich Aussprache, Wortschatz, Grammatik, Sprachverständnis und kommunikative Kompetenz. So müssen auch einsprachig aufwachsende Kinder von Anfang an die Möglichkeit haben mit ihrer Umwelt durch Gestik, Mimik und Laute zu kommunizieren.

Kinder lernen Sprache nicht, indem sie vor dem Fernseher sitzen. Sprache erwirbt ein Kind nur beim Zuhören und durch ein Gegenüber, das interessiert, einfühlsam und aktiv auf das Gesagte reagiert. Deswegen ist es wichtig, Kindern mit wenig sprachlicher Anregung in der Familie vielfältige Lernchancen in den Bildungseinrichtungen zu ermöglichen und damit die Grundvoraussetzung für den schulischen Erfolg der Kinder zu schaffen, und dies in den ersten Lebensjahren.

Das AWO-Kinderhaus arbeitet weiter daran. Fortbildungen durch Sprachberater werden vom Bayerischen Familienministerium noch bis 2011 gefördert.