Spirale der Gewalt

Kommentar

10.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Wenn er doch nur geschwiegen hätte. Oder hätte er zumindest die Sprache der Diplomatie gewählt. Stattdessen Säbelrasseln und martialische Kriegsrhetorik.

Wer noch Restzweifel hatte, dass Donald Trump unberechenbar ist, dem hat der amerikanische Präsident jetzt auch diese genommen. Erst die apokalyptische Wortwahl von Feuer und Zorn, dann die Prahlerei über das eigene, angeblich modernisierte Atomwaffenarsenal.

Der mächtigste Mann der Welt zündelt, wo gerade Besonnenheit angeraten wäre. Der Diktator von Pjöngjang jedenfalls kann sein Glück gar nicht fassen. Kim Jong-Un nimmt die Steilvorlage gerne auf. Plötzlich rückt die kleine Pazifikinsel Guam auf der weltpolitischen Agenda ganz weit nach oben, wird zum Brennpunkt in dem Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Nordkorea. Ein Schlag gegen den US-Militärstützpunkt wäre eine Kriegserklärung und würde eine Reaktion herausfordern, die nicht nur die Region in eine Spirale der Gewalt stürzen, sondern darüber hinaus reichen würde.

Natürlich geht die Aggression vom nordkoreanischen Führer mit seinem Atomprogramm aus. Immerhin hat der UN-Sicherheitsrat gerade mit scharfen Sanktionen auf die stetigen Provokationen reagiert. Doch viel zu lange hat die Weltgemeinschaft diese schwelende Krise vor sich hergeschoben und es auch der frühere US-Präsident Barack Obama versäumt, hier entschiedener an einer Entschärfung des Konflikts zu arbeiten.

Sollten Trumps brachiale Worte als Zeichen in Richtung China gemeint gewesen sein, sich stärker zu engagieren? Peking ist jetzt jedenfalls gefordert - und der Weltsicherheitsrat fast noch mehr.