Spielplatz der Fantasie

10.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:34 Uhr

Eine halbrunde Bühne mit Rasensitzflächen: Der Vorschlag von Birthe Mlynczak kam gut an.

Schrobenhausen (woe) Sie sind angehende Profis in Sachen Spielplatz- und Spielgerätegestaltung. Sieben Studentinnen der Hochschule für Kunst und Design Halle nahmen in der vergangenen Woche das Freigelände von St. Josef unter die Lupe. Gestern Nachmittag präsentierten sie die Ergebnisse.

Zusammen mit ihrem Lehrer Günter Beltzig, einem bekannten Fachmann auf dem Gebiet der Spielplatzgestaltung, waren die jungen Frauen nach Schrobenhausen gekommen, um in einem Praxisseminar Vorschläge für den dritten Bauabschnitt der Freiflächengestaltung von St. Josef zu erarbeiten. Beltzig hat seine unentgeltliche Arbeit zugunsten des Kinder- und Jugendhilfezentrums bereits vor zweieinhalb Jahren aufgenommen und seither ein beeindruckendes, an den vielfältigen Wünschen von Kindern und Jugendlichen ausgerichtetes therapeutisches Spielgelände im Garten der Einrichtung geschaffen.

In einer weiteren Phase soll das Angebot nun erweitert werden – und dazu braucht es Ideen. Kein Problem für die Studentinnen des Fachs Spiel- und Lernmitteldesign, das deutschlandweit nur in Halle gelehrt wird. Am Montag dieser Woche trafen die jungen Frauen in Schrobenhausen ein und machten sich sofort an die Geländebesichtigung, interviewten Kinder, Betreuer und Verantwortliche der Heimleitung (wir berichteten).

Gestern schon legten sie ihre fantasievollen Vorschläge vor und präsentierten dazu im Versammlungsraum von St. Josef detailgenaue Modelle. Beeindruckend, was die künftigen Designerinnen sich alles einfallen ließen und wie sehr sie sich in der kurzen Zeit mit der Welt von Kindern und Jugendlichen auseinandergesetzt haben.

Die erste in der Vorstellungsrunde war Birthe Mlynczak: Sie hatte sich eine halbkreisrunde Bühne mit abgestuften Rasensitzflächen ausgedacht, die sich für Theaterstücke, zum Rappen oder einfach nur zum Rumsitzen eignet – eine Idee, die bei der Heimleitung von St. Josef schon deshalb gut ankam, weil sie eine Möglichkeit bietet, alle Bewohner des Hauses an einem geeigneten Platz im Freien zu versammeln.

Maria Taebling griff mit ihrer Ballwand aus Beton – geschwungen gestaltet und mit verschiedenen Höhlungen und Löchern versehen – einen Wunsch auf, der ganz oben auf der Liste der Heimbewohner steht. Inga Becker zeigte das Modell eines großen Felsens aus Kalk- oder Sandstein, der die verschiedensten Spielmöglichkeiten bietet: klettern, sich verstecken, eine Höhle bauen.

Die Notwendigkeit von Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten sah auch Ulrike Mutschke. Sie stellte ein Spielgerät vor, die sie speziell für St. Josef entworfen hat: eine Art von Kokon, der an Bäumen baumelt und einen Unterschlupf für ein bis zwei Kinder bietet. Mit ihrem laubenartigen Kletterbaum präsentierte Charlotte Janus ebenfalls eine Rückzugsmöglichkeit für die Kinder und Jugendlichen von St. Josef.

Auch Raja Köbke ließ sich von der Idee einer Höhle faszinieren. Ihr Vorschlag: ein Mauerstück, das mit Balken, Ästen und Zweigen versehen wird und somit ein Grundgerüst zum Weiterbauen bietet. Eine besonders ausgefallene Idee entwickelte Anne Theis. Die Studentin präsentierte ein Spielgerät spezielle für jüngere Kinder: eine Dreckschleuse, genauer gesagt ein Plastikgehäuse mit großen weichen Bürsten im Innern, an denen sich die Kleinen den Schmutz abschrubben können, bevor es ins Haus geht.

Die fantasievollen Einfälle der Studentinnen wurden von den Mitgliedern der Heimleitung mit Begeisterung aufgenommen. Zusammen mit Günter Beltzig geht es nun in die Detaildiskussion und auf die Suche nach Sponsoren, um die eine oder andere Idee verwirklichen zu können. Zwei Vertreter eventueller Spender waren gestern bereits mit dabei: Dieter Hums vom Lions Club und Matthias Siebler von der Stadtsparkasse.