Karlskron
Spielmanipulation in der Kreisklasse?

Karlskroner Ex-Spielertrainer Christoph Bauer beschuldigt Schiedsrichter Wolfgang Inderwies

29.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Karlskron/Pfaffenhofen (SZ) Das Wembley-Tor. Gagelmanns nicht gegebener Handelfmeter im DFB-Pokalspiel Bayern gegen Dortmund. Andy Möllers berühmte Schutzschwalbe, auf die Schiri Günther Habermann hereinfiel. Schiedsrichter stehen oft in der Kritik. Nicht nur im Profisport, auch in den untersten Amateurklassen sind die Männer an der Pfeife häufig im Brennpunkt. Jetzt klagt Christoph Bauer (unteres Foto) Wolfgang Inderwies an. Bauer hat im Landkreis Pfaffenhofen beim TSV Rohrbach und dem SV Irsching-Knodorf gespielt, in Weiden sogar Bayernliga, zuletzt war der 32-Jährige Spielertrainer beim Kreisklassenmeister SV Karlskron. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen Inderwies (oberes Foto). Der pfeift seit fast 30 Jahren Spiele in der Region. Bauer wirft ihm Machtmissbrauch vor. Er spricht auch von „grotesken Handlungen“, die Spieler aus Angst vor Fehlentscheidungen und Sanktionen vollführen würden.

„Dieser Mann, der ab der ersten Minute Spieler provoziert, beleidigt und aus dem die gelben Karten herausspringen wie aus einem Toaster, hat auf dem Fußballplatz nichts mehr verloren“, sagt Bauer. „Ist ihm ein Spiel zu langweilig, macht er es eben interessant. Ist ein Spiel zu ruhig, beleidigt er die Spieler. Wird er gefragt, was das soll, gibt’s eben Gelb! Am Ende findet die Partie den Ausgang, der von Herrn Inderwies gewünscht ist. Die wenigen, die sich beschweren und öffentlich äußern, finden kein Gehör. Irgendwie fühlt man sich hilflos, da sich nichts geändert hat und der Protagonist es zudem selbst nicht einsieht.“ Konkrete Beispiele bleibt Bauer aber schuldig.

Gewollte Spielmanipulation in Amateurklassen? Provokation, Beleidigung, Partien, die so laufen, wie es sich der Schiedsrichter vorstellt, Machtmissbrauch? Schwere Vorwürfe, die Wolfgang Inderwies von sich weist. „Mir ist völlig schleierhaft, warum ein erwachsener Mann mit zeitlichem Abstand von zwei Wochen nach dem Gewinn der Meisterschaft und noch dazu nach seinem eigenen Abgang vom SV Karlskron und dem Wegzug aus dem Landkreis sich auf solche Weise äußert“, sagt der beschuldigte Inderwies.

Ohnehin erinnert er sich überhaupt nur an eine Begegnung mit Christoph Bauer. „Am 31. Mai habe ich das Kreisklassenspiel SV Karlskron gegen TSV Reichertshausen geleitet“, sagt Inderwies. Bauer selbst habe da gar nicht mitgespielt, sei jedoch als Trainer an der Linie gestanden. „Der SV Karlskron hat in diesem Spiel nach einem 0:1-Pausenrückstand ein 1:1-Unentschieden erreicht, beide Tore fielen aus dem Spielverlauf heraus. In der Partie gab es zwei Verwarnungen, beide gegen Spieler des TSV Reichertshausen. Eine Gelbe Karte sprach ich übrigens aus, da ein Reichertshausener Spieler einen Karlskroner Zuschauer beleidigte“, verteidigt sich Inderwies. „In den Medien fand sich kein Kommentar zum Schiedsrichter. Hätte einer der beteiligten Vereine ein Fehlverhalten des Unparteiischen festgestellt, wäre eine entsprechende Anzeige beim Sportgericht die logische Konsequenz gewesen – dies ist nicht erfolgt. Dem SV Karlskron gratuliere ich zur Meisterschaft und zur Verpflichtung eines neuen Trainers für die kommende Saison.“

Dass sich Vereine wirklich an das Sportgericht wenden, wenn sie mit der Schiedsrichterleistung unzufrieden sind, ist laut Schiedsrichterobmann Albert Schnell äußerst selten. Woran das liegt, darüber will er nicht spekulieren. Dass aber gerade Wolfgang Inderwies immer wieder in der Kritik steht, das ist Schnell nicht unbekannt. „Es gibt schon immer wieder Unmutsäußerungen“, räumt er ein. Inderwies werde dann um eine Stellungnahme gebeten. „Er kommt immer wieder raus“, sagt Schnell. „Mir ist aber bekannt, dass er manchmal über die Stränge schlägt.“ Mehr Fingerspitzengefühl würde er sich von Inderwies manchmal wünschen. Trotz allem. „Er ist ein guter, geprüfter Schiedsrichter.“ Von Spielmanipulationen, Beleidigungen und Machtmissbrauch spricht Schnell Inderwies aber frei. „Wenn er jemanden bevorteilen oder benachteiligen würde, dann dürfte ich ihn nicht mehr einsetzen.“

Inderwies gibt ohnehin nicht so viel auf die Kritik. In Zeiten von Gewalt gegen Schiedsrichter, pöbelnden Spielern und handgreiflichen Zuschauern ist ihm ohnehin bang um den Nachwuchs. „Leute wie der Inderwies hören nach 30 Jahren gerne auf, wenn solche wie der Christoph Bauer die Schiedsrichterprüfung ablegen und in den kommenden 30 Jahren über 1000 Spiele leiten.“