Spaziergang ins Viertelfinale: Deutschland besiegt die Slowakei mit 3:0

26.06.2016 | Stand 08.08.2018, 9:47 Uhr

Lille (DK) Die Karawane zieht weiter, der Weltmeister ist durch ein überzeugendes 3:0 (2:0) gegen die Slowakei ins Viertelfinale der Europameisterschaft in Frankreich eingezogen. Gegner ist am Samstag in Bordeaux entweder Italien oder Spanien.

Es war eine Klasse-Vorstellung der Mannschaft von Joachim Löw in Lille vor 44 312 Zuschauern, phasenweise eine Demonstration fußballerischer Extraklasse und technischer Überlegenheit. Die Treffer erzielten Jerome Boateng (9.), Mario Gomez (43.) und Julian Draxler (63.), Mesut Özil ließ in der 13. Minute noch ein Elfmeter-Geschenk von Schiedsrichter Szymon Marciniak aus Polen aus. Spätestens nach dem Achtelfinale muss die deutsche Mannschaft – als einzige noch ohne Gegentor – als Turnierfavorit angesehen werden. „Der Titel war von Anfang an unser Ziel, dafür muss man diese Nationen schlagen“, sagte Gomez.

„Das 1:3 sollte uns eine Warnung sein“, hatte der Bundestrainer im Vorfeld des Achtelfinales gesagt. In Erinnerung der Niederlage im Test im Augsburger Unwetter. Joachim Löw stellte die Mannschaft der Slowakei vorher auf eine Stufe mit Polen. Und der Bundestrainer hatte gefordert, in der Chancenverwertung unbedingt besser zu werden: „Die Slowaken werden uns mit Sicherheit nicht so viele Möglichkeiten lassen wie die Nordiren.“

Es kam, wie es kommen musste. Löw stellte seine Mannschaft im Vergleich zum Nordirland-Spiel nur auf einer Position um, Julian Draxler vom VfL Wolfsburg rotierte für den bisher glück- und erfolglosen Mario Götze in die Startformation zurück. Auch Boateng, der nach seiner leichten Verletzung alle Trainingseinheiten problemlos absolviert hatte, spielte in Lille von Beginn an.

Löw scheint in dieser Konstellation jetzt seine Idealformation gefunden zu haben. Der Weltmeister ließ in Lille von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, welche Mannschaft ins Viertelfinale will. Die Slowaken besaßen im ersten Durchgang nur zwei Torchancen, die Manuel Neuer vereitelte (37./42.), und auch im zweiten sorgte die deutsche Mannschaft für ein ziemlich einseitiges Spiel. Nach einem ersten Kopfball von Sami Khedira erzielte Boateng mit einem Schuss aus 22 Metern, unhaltbar für Torwart Matus Kozacik, schon in der 9. Minute die geplante frühe Führung. Es war das erste Nationalmannschaftstor in Boatengs 63. Länderspiel.

Als Gomez nur vier Minuten später von Kapitän Martin Skrtel im Strafraum gefoult wurde, griff sich Özil den Ball und nicht Thomas Müller, scheiterte mit einem halbhoch und schwach geschossenen Strafstoß aber am slowakischen Torwart (13.). Danach ergaben sich wie schon gegen Nordirland deutsche Chancen im Minutentakt.

Wenn man den deutschen Ballvortrag sieht, kann man sich nur schwer vorstellen, wer diese Mannschaft bei dieser Europameisterschaft schlagen soll. Kaum ein Fehlpass, nur sichere, klare Bälle in hoher Geschwindigkeit. Özil scheiterte mit einem Flachschuss in der 24. Minute nur knapp, kurz danach ging ein Kopfball Müllers über das Tor. Als Hector einen zu kurzen Rückpass (37.) spielte, musste Neuer schon seine ganze Sprintschnelligkeit aufbieten, um gegen Michal Duris zu klären, in der 41. Minute hielt Neuer einen Kopfball von Juraj Kucka mit den Fingerspitzen bravourös. Kurz vor der Halbzeit dann das erlösende zweite Tor: Draxler spielte sich auf der linken Seite großartig durch, passte flach auf Gomez, der nur noch zu vollenden brauchte (43.) – ein Klasse-Angriff.

Die Überlegenheit des Weltmeisters setzte sich im zweiten Durchgang fort. Aggressiv in den Zweikämpfen und mit hoher taktischer Disziplin spulte die Mannschaft Löws ihr Programm ab. Toni Kroos im Mittelfeld spielte nicht einen einzigen Fehlpass, Gomez blieb stets gefährlich und die Abwehr um Boateng und Mats Hummels und den Außen Hector und Joshua Kimmich agierte gegen Marek Hamsik vom SSC Neapel und seine Kollegen weitestgehend fehlerlos. Auch wenn die Slowaken im zweiten Durchgang alles auf eine Karte setzten.

Ein deutscher Konter führte dann in der 63. Minute zum verdienten 3:0 durch Draxler, der nach Ecke von Kroos und einer Kopfballvorlage von Hummels den Ball volley im slowakischen Netz versenkte und damit seine Nominierung in Lille endgültig rechtfertigte. Löw brachte in den letzten 20 Minuten noch den von den Zuschauern stürmisch geforderten Lukas Podolski, Kapitän Bastian Schweinsteiger und Benedikt Höwedes für Boateng. „Die Wade ist am Ende etwas fest geworden, es war eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte der Ausgewechselte. Der nächste Gegner kann kommen.