Spannungsvolle Naturbilder

26.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Behende und mit frischer Leichtigkeit präsentierte das Georgische Kammerorchester unter Leitung von Felix Glombitza am Sonntagabend den nahenden Frühling und damit die Einleitung zu Haydns berühmtem Werk "Die Jahreszeiten”.

Verstärkt mit Bläsern, Schlagwerk und Cembalo erwiesen sich die Musiker ein ums andere Mal sowohl als feinsinnige, exzellente Begleiter als auch als treibende Kraft, die Haydns spannungsreichen Naturbilderbogen in allen Schattierungen schillern ließen – allen voran natürlich Glombitza, der mit präzisem Schlag einfühlsam und engagiert Chor und Orchester durch dieses Meisterwerk führte.

Erstarrte Welt

Die drei Solisten des Abends, Bariton Gregor Dalal als Simon, Tenor Karl Jerolitsch als Lukas und die Sopranistin Margriet Buchberger zeigten in ihren Partien beeindruckende Stimmqualität. Der opernerfahrene Gregor Dalal gab mit flexibler Stimme den fröhlichen Landmann mit launigen Akzenten ebenso überzeugend wie den tiefsinnigen, bisweilen schwermütigen Mahner und brillierte in den Rezitativen und Arien von Haydns "Winter" mit profunder Tiefe ohne Schwerfälligkeit, die einen den stummen Schrecken der erstarrten Welt förmlich spüren ließ.

Tenor Karl Jerolitsch setzte mit seiner strahlenden, manchmal metallisch klingenden Stimme an diesem Abend viele Glanzpunkte. Zu den Höhepunkten zählte dabei sein Part des Lukas im Rezitativ mit Simon nach der Einleitung der sommerlichen Morgendämmerung. Absolut rein, fast schwerelos, ließ Jerolitsch das Morgenlicht erstrahlen und vertreibt die grauen Schleier der Nacht mit unnachgiebigem aber unglaublich sanftem Ton. Dass er auch das humorige Fach beherrscht, wurde im berühmten Duett "Ihr Schönen aus der Stadt” mit Hanne (Margriet Buchberger) deutlich. Mimisch unterstützt gelang den beiden ein mitreißendes, fröhliches und anrührendes Geplänkel wie es zwischen Verliebten typisch ist, und das Publikum reagierte spontan mit Zwischenapplaus.

Den hätte es bei Margriet Buchberger eigentlich ständig geben müssen, so auffallend schön ist ihre strahlende, perlende und noch dazu mit warmem Timbre in den mittleren und unteren Lagen ausgestattete Sopranstimme.

Die Sängerin, die unter anderem Unterricht bei Edita Gruberova erhalten hat, überzeugte mit technisch souveräner Stimmführung und zeigte ein unvergleichliches Gefühl für Nuancen im Piano als auch in den Steigerungen. In Hannas Sommerrezitativ "Die Morgenröte bricht hervor” lässt Buchberger ihre Stimme wie feuriges Gold klingen und in den weiteren Partien von Haydns "Sommer" beeindrucken vor allem das letzte Rezitativ mit Simon, Lukas und Hanne "O seht! Es steiget in der schwülen Luft”. Fast flüsternd noch, im tragenden Piano, setzte die Sopranisten dramatische Akzente, spielte das Orchester leise Pizzicato, steigerten sich die einzelnen Stimmen – im Hintergrund drohendes Paukengrollen – bis zum alles vernichtenden Unwetter, das dann mit einem fulminanten Choreinsatz hereinbrach.

Solch ausdrucksstarke Momente, wahrhaft stimmungsvoll und ohne übertriebene Effekthascherei, gab es viele in dieser Aufführung, und der Motettenchor meisterte seinen Part auf hohem Niveau.

Frenetischer Beifall

Er ließ sich von den Stimmungsbildern tragen, agierte präzise und artikulationsstark und interpretierte klanglich ausbalanciert Haydns Naturschilderung. Imponierend im Forte beeindruckten die Chorpassagen des Frühlings mit Unterstützung des Orchesters in "Sei nur gnädig, milder Himmel” und in "Ewiger, mächtiger, gütiger Gott”, während die Sänger den Pianoeinsatz nach Hannas Morgenröte-Rezitativ wunderbar fein gestalteten, die Sonne zum strahlen brachten.

Schalkhaft präsentierten sie das Lied "Ein Mädchen, das auf Ehre hält” als kurzweiliges Wechselspiel zwischen Chor und Sopranistin, um dann im letzten Part als Doppelchor mit Solisten-Terzett die ganze Palette ihrer Klangqualität nochmals unter Beweis zu stellen.

Frenetischer Beifall und stehende Ovationen waren der Lohn für diese großartige Darbietung.