Ingolstadt
Spannung bis zum Sch(l)uss

Elf Kimiautorinnen lasen bei "Ladies Crime Night" im Alststadttheater

06.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:54 Uhr |
Unisono schwarz-rot gekleidet, aber mit sehr unterschiedlichen Texten kamen die Mörderischen Schwestern zur Kiminacht ins Altstadttheater Ingolstadt. − Foto: Hammerl

Ingolstadt (ahl) Elf Mörderische Schwestern, alle in Schwarz-Rot gekleidet, unterhielten ihr Publikum im voll besetzten Altstadttheater weniger mit Mord und Totschlag, sondern überwiegend mit subtileren Methoden oder Kopfkino.

Ein gutes Dutzend Männer hatte sich zur "Ladies Crime Night" getraut und wurde prompt zur Zielscheibe von Moderatorin Carmen Mayer. Natürlich seien Männer willkommen, beantwortete sie eine an dem Abend nicht gestellte Frage, schließlich "brauchen wir Opfer". Der Techniker habe bereits am Nachmittag geübt, den Schuss nach fünf Minuten Lesezeit zu setzen, erklärte sie, "und er hat sich gemerkt, wo die Männer sitzen". Nachdem sie kurz ihr neues Buch "Der Fall Susann K. " vorgestellt und dazu geraten hatte, ruhig zu bleiben, auch wenn sich ein dunkler Fleck auf dem Rücken des Vordermanns ausbreite, übergab sie an Stefanie Gregg, die "einen mörderisch guten Abend" wünschte, selbst aber angesichts vieler dem Publikum noch bevorstehender Morde eine heitere Szene aus ihrem Krimi "Schwarze Roben" las. Lachen war angesagt, als Staatsanwältin Elena Karinoglous und Kriminalkommissar Sven Fricke eine potenzielle Mörderin beschatten und dafür ihr begonnenes Schäferstündchen endgültig aufgeben müssen. Heiter ging es auch mit Anja Mäderers Buch "Einer flog über die Vogelsburg" weiter, als die Zuschauer zu Teilnehmern einer Achtsamkeitstherapie wurden. Die ein abruptes Ende nahm, als nach fünf Minuten der von Mayer angekündigte Schuss fiel, der die Lesezeit jeder mörderischen Schwester begrenzte. Anders als in früheren Ladys Crime Nights gelang es diesmal keiner der Autorinnen, den Schuss in ihre Geschichte zu integrieren oder so punktgenau zu lesen, dass sich der Schuss nahtlos einfügte. Während einige Autorinnen gut akzentuiert, fast szenisch lasen, ließ der Vortrag bei anderen zu wünschen übrig, so dass es schwer wurde, der (Teil-)Geschichte zu folgen.

Packend geschrieben und vorgetragen, daher unter die Haut gehend die tragische Historie des Flugs MH 370, den Friederike Schmöe in "Geisterflug" verarbeitet hat. Einblick in die Gedankenwelt eines Mörders, der sich als Richter fühlt, gab Alex S. Judge in ihrem Kriminalroman "Tödliche Vergebung", Ina May ließ ihre Ermittlerin in einer "Nacht über dem Chiemgau" von einem Mörder verfolgen.

Doppelbödig der Kurzkrimi "Dart Voodoo" aus Ingeborg Struckmeyers Buch "Todesängste", der für Schmunzeln und wohligen Schauer sorgte, der nicht bei allen gegeben war. "Überlegen Sie sich genau, wo Sie in Zukunft Ihren Urlaub verbringen", kommentierte Mayer Ilona Schmidts Lesung aus "Schwarze Küste", wo ihr Kommissar im Urlaub einen spanischen Kollegen unterstützt - natürlich ohne Waffe, dafür in vorderster Front auf Teneriffa. Ihre Warnung übertrug die Moderatorin auch gleich auf Lisa Graf-Riemanns Krimi "Steckerlfisch", in dem es um seltsame Todesfälle in einer Seniorenresidenz geht, wobei eine mysteriöse Umkleidekabine Schauplatz ist, als der Schuss fällt. "Scherbennacht" werde täglich aktueller, meinte Nicole Neubauer, da es darum gehe, "wem die Stadt gehört, wie mit Ressourcen umgegangen wird und was richtig, was falsch ist". Eine interessante Kombination bayerisch-sächsischer Krimis bietet Thea Lehmann, die ihre Leiche in "Tatort Kuhstall" keineswegs auf einem Bauernhof, sondern am Fuße des gleichnamigen Berges in der Sächsischen Schweiz platziert und in ihrer spannenden Lesung den Fund einer weiteren imaginieren lässt.

Ein wunderbares Kontrastprogramm zu den Mörderischen Schwestern zauberte Tomoko Sato am Klavier, mit klug gewählten Stücken, überwiegend aus der Filmmusik - zunächst jazzig-flott, dann umso ruhiger, je später der Abend.

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