Pfaffenhofen
Sozial statt lukrativ

Oberbayerische Heimstätte plant über 100 für Normalverdiener erschwingliche Wohnungen

30.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:34 Uhr
Das Großprojekt im Beamtenviertel gibt es bislang nur als städtebauliches Modell aus Architektenpappe. −Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Es ist ein Leuchtturmprojekt im angespannten Mietwohnungsmarkt: Eine 25 bis 30 Millionen Euro teure Wohnanlage soll bis 2020 mitten in Pfaffenhofen gebaut werden. Statt Renditeobjekten oder Eigentumswohnungen für Gutverdiener sollen dort bezahlbare Mietwohnungen entstehen.

Die große Wohnanlage im Pfaffenhofener Beamtenviertel, die von der gemeinnützigen Oberbayerische Heimstätte Siedlungsgesellschaft (OH) in enger Abstimmung mit der Stadt geplant wird, gilt als eines der prestigeträchtigsten Wohnbauprojekte dieser Jahre. Prestigeträchtig aber nicht deshalb, weil dort luxuriöse Wohnungen in Bestlage gebaut werden sollen. Im Gegenteil: In neun Mehrspännern sollen an der Kohnle- und Hörlstraße bis 2020 rund 110 für Normalverdiener erschwingliche Wohnungen entstehen. Das Investitionsvolumen wird auf rund 25 bis 30 Millionen Euro geschätzt – ein großes Projekt sogar nach den Maßstäben der Oberbayerischen Heimstätte, die durchschnittlich 300 Wohnungen pro Jahr im Neubau errichtet oder modernisiert.

„Das Ganze ergänzt sich wunderbar mit den städtischen Bemühungen um mehr sozialen Wohnraum“, sagt Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD). „Es geht darum, bezahlbaren Mietwohnraum für den Durchschnitts-Pfaffenhofener zu schaffen und keine lukrativen Investitionsobjekte.“ Herker hatte das Wohnbauprojekt auf dem kurzen Dienstweg am Rande einer Tagung angestoßen, als er die Verantwortlichen über den angespannten Wohnungsmarkt in Pfaffenhofen und das Bestreben der Stadt informierte, erschwinglichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Auch darüber hinaus ist die Stadt beteiligt: Während der Hauptteil des etwa einen Hektar großen Areals südlich der Kohnlestraße der Münchner Siedlungsbaugesellschaft gehört, bringt die Kommune in Erbpacht zwei Grundstücke auf der nördlichen Straßenseite mit ein. Im Gegenzug erhält sie für 18 der neuen Wohnungen ein Belegungsrecht, um sie als kommunale Sozialwohnungen zu nutzen.

Die OH als sozial ausgerichtetes Unternehmen plant und baut die Anlage und wird sie auch selbst betreiben – zu Preisen unter der marktüblichen Miete. Wie hoch diese sein wird, ist allerdings noch völlig offen: „Da wir die ortsübliche Vergleichsmiete im Jahre 2020 heute nicht kennen, können wir hierzu heute noch keine Angaben machen“, stellt Christine Winter von der Siedlungsgesellschaft klar.

Die bestehenden sieben Nachkriegshäuser der Oberbayerischen Heimstätte auf dem Areal sollen abgerissen werden. Die verbleibenden Bewohner der markanten Mehrfamilienhäuser sollen übrigens Wohnungen in den Neubauten bekommen: „Unsere Altmieter werden im Rahmen der abschnittsweisen Realisierung sozialfreundlich innerhalb des Bestands beziehungsweise dann in den neu entstehenden Wohnungen umgesetzt“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung.

Der Bauausschuss des Stadtrats hat, wie berichtet, bereits im Juli die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen, der das Projekt ermöglichen soll. Zuvor hatte die OH einen Planungswettbewerb ausgelobt, damit sich die neue Anlage in das bestehende Viertel einfügt. Die Rahmenbedingungen dafür setzte wiederum die Stadt – etwa auf Dichte, Wohnungszahl und Erschließung bezogen. „Bei einem Projekt dieser Größenordnung und Lage braucht es ein Plangutachten“, unterstreicht Stadtbaumeister Gerald Baumann diesen Schritt. „Wichtig war uns dabei der Bezug zur Bauweise, die dort im letzten Jahrhundert entstanden ist und die geprägt ist durch große Gärten, Satteldächer und Gebäude mit länglichem Grundriss.“

Sieben Stadtplaner haben sich am Wettbewerb beteiligt. Den ersten Platz belegte dabei das Münchener Architekten- und Stadtplanerbüro Ebe, Ausfelder und Partner in Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten Garnhartner, Schober und Spörl aus Deggendorf. „Deren Lösung ist sehr gut und respektiert die traditionelle Bauform“, urteilt Baumann. Sie sieht dreigeschossige, schlanke Häuser mit Satteldächern vor, die an der Südseite parallel zur Kohnlestraße verlaufen, an der Hörlstraße hingegen giebelständig stehen. „Das Grundstück wird so in mehrere Freibereiche gegliedert“, so Baumann. „So entstehen schöne, kleinteilige Grünräume zwischen den Gebäuden, die als Außenbereich gut nutzbar sind. Ansonsten sei der Entwurf „sehr alltagstauglich und funktional“.

Das Bebauungsplanverfahren auf dieser Grundlage, bei dem sich Bürger und Behörden noch zum Bebauungsplan äußern können, soll nächstes Jahr abgeschlossen werden, wie die Stadtverwaltung mitteilt. „Unter der Voraussetzung, dass der Bebauungsplan im dritten Quartal 2018 rechtskräftig wird, könnte der Baubeginn im besten Fall Ende 2018 erfolgen“, teilt die OH mit. „Da die Bebauung in mehreren Abschnitten erfolgt, wäre dann ein erster Fertigstellungs- oder Bezugstermin Anfang 2020 denkbar.“