Ingolstadt
Sonnenheizung inklusive

Gestern eingeweihte Wohnanlage des Gundekarwerks in Hollerstauden gilt ökologisch als beispielhaft

12.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:17 Uhr

Mit einem Hammerschlag leistete Architekt Hans-Peter Ritzer (Bogevischs Büro) seinen symbolischen Beitrag zur Grundsteinlegung. Das gesamte, öffentlich geförderte Wohnprojekt kostete 33 Millionen Euro.

Ingolstadt (DK) Bezahlbare Mietwohnungen für viele Menschen zu bauen und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende zu leisten – dieses Kunststück gelingt dem kirchlichen Gundekarwerk im Stadtteil Hollerstauden. Dort wurde gestern eine Wohnanlage feierlich übergeben, die als beispielhaft gilt.



Die 142 neuen Wohnungen sind das erste von neun bayerischen Pilotprojekten unter dem Titel „Energieeffizienter Wohnungsbau“, das fertiggestellt ist. Die aus drei Teilen bestehende und von drei Architekturbüros gebaute Anlage ist von den Mietern bereits bezogen worden. Daher musste Gundekar-Geschäftsführer Peter-Stephan Englert bei der gestrigen Feier erst einmal erklären, warum der Grundstein am Schluss gelegt wurde. Damals beim Start, bemerkte er schmunzelnd vor der ansehnlichen Festgemeinde, wäre man „mitten im Matsch und Dreck“ der Baustelle gestanden. Deshalb jetzt alles auf einmal: Grundsteinlegung, feierliche Reden und Segen des Bischofs.

Hausherr Englert berichtete stolz, dass das Gundekarwerk im Stadtteil Hollerstauden inzwischen über insgesamt 220 Wohnungen verfügt, in der Stadt Ingolstadt sind es sogar 1878. St. Gundekar und die Gemeinnützige, die beiden großen sozial orientierten Unternehmen, seien die „Garanten für gutes und sicheres Wohnen“, sagte der Geschäftsführer, und zwar für breite Schichten der Bevölkerung, besonders diejenigen, „die selbst auf dem normalen Wohnungsmarkt zunehmend benachteiligt werden“. Die Wohnungen, unterstrich Englert, würden „ohne Ansehen der Personen und deren religiöser Einstellung“ vergeben. Sein Wunsch für die Zukunft dieser Wohnanlage: Die Kinder und Jugendlichen, die hier leben, sollten ihre Klassenkameraden und Freunde mitbringen und „vielleicht ein wenig stolz sagen: Schau her, hier wohne ich“!

Hans-Peter Ritzer, einer der beteiligten Architekten, brachte das Thema Ökologie mit einem besonders anschaulichen Beispiel unter die Leute: Der Energiebedarf für eine der 75-Quadratmeter-Wohnungen sei pro Jahr etwa so groß wie für eine einzige Autofahrt von München nach Hamburg und zurück. In dem neuen Wohnquartier wird ein großer Teil der Energie für Heizung und Warmwasser mit Solarkollektoren erzeugt und über Pufferspeicher genutzt. Der Rest kommt aus der Fernwärme.

Bischof Gregor Maria Hanke sieht in dem Projekt einen „kleinen Beitrag zu den großen Fragen dieser Welt“. Das Wohnquartier passe „sehr gut in die ökologische Ausrichtung des Bistums Eichstätt“, sagte er, bevor er die Anlage segnete.

„Wir brauchen insgesamt mehr Wohnraum in Bayern“, erklärte Innenminister Joachim Herrmann, „mehr bezahlbaren Wohnraum.“ Von der gesamten Energie, die in Deutschland verbraucht werde, entfielen 37 Prozent auf Heizung und Beleuchtung von Wohnhäusern. „Da ist noch ein gewaltiges Einsparpotenzial vorhanden.“

Hier sei für die Mieter „mehr als nur ein Dach über dem Kopf“ entstanden, sagte OB Alfred Lehmann und erwähnte besonders die Betreuung durch den Sozialdienst katholischer Frauen. Vereinsamung und Isolation der Menschen in ihren Wohnungen werde zu einem immer größeren Problem.