Nürnberg
"Sommerberg" auf dem Arbeitsmarkt

Erwerbslosenzahl steigt leicht auf 2,77 Millionen – Region Ingolstadt steht bundesweit am besten da

30.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Nürnberg/Ingolstadt (DK) Die übliche Sommerpause hat dem Arbeitsmarkt im Juli einen kleinen Dämpfer verpasst. Insgesamt stehe er aber gut da, betont der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise. Auch in der Region Ingolstadt hält sich der Anstieg der Erwerbslosenzahl in Grenzen.

Die Zahl der Jobsucher stieg im Juli im Vergleich zum Vormonat um 61 000 auf 2,773 Millionen. Dies ist der niedrigste Juli-Wert seit dem Jahr 1991. Die Arbeitslosenquote legte gegenüber Juni um 0,1 Punkte auf 6,3 Prozent zu – „zumal Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zugelegt haben“, wie BA-Chef Weise sagte. Auch die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern sei weiterhin hoch.

Hauptursache für den Anstieg war nach den Worten von Weise die saisonübliche Arbeitssuche junger Menschen, die sich nach abgeschlossener Schul- oder Berufsausbildung vorübergehend arbeitslos meldeten. Allein bei den Jüngeren unter 25 Jahren habe die Erwerbslosigkeit von Juni auf Juli deshalb um 38 000 zugenommen. „In der Regel sind diese Menschen aber nur kurzfristig arbeitslos“, erklärte Weise die etwas höheren Zahlen. Zudem verschöben viele Betriebe Neueinstellungen traditionell auf den Herbst. Dann werde die Zahl der Jobsucher wie in jedem Jahr wieder deutlich zurückgehen.

Ein weiterer Grund für die Zunahme im Juli: Weniger Menschen waren in Förderprogrammen. Die sogenannte Unterbeschäftigung, die unter anderem auch Ein-Euro-Jobber und Menschen in Fortbildungen mitzählt, ging saisonbereinigt um 3000 auf 3,589 Millionen zurück.

Das gleiche Phänomen bestimmte auch die Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Region Ingolstadt. Hier kletterte die Zahl der Erwerbslosen unter 25 Jahren zwar um 154, doch lag dieser „Sommerberg“ um gut elf Prozent unter Vorjahresniveau, wie der Leiter der regionalen Arbeitsagentur, Manfred Jäger, erklärte. Insgesamt wurden im Berichtsmonat in seinem Zuständigkeitsbereich 5473 Menschen ohne Beschäftigung gezählt – knapp zehn Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote hielt sich bei 2,0 Prozent. die niedrigste Quote in der Region weist erneut der Raum Eichstätt mit 1,2 Prozent aus; die Erwerbslosenzahl stieg leicht um 74 auf 895.

In ganz Bayern nahm die Zahl der Jobsucher von Juni auf Juli um 2,1 Prozent auf rund 243 700 zu. Damit sank die Arbeitslosenquote im Freistaat auf 3,4 Prozent, nach 3,6 Prozent im Juli vergangenen Jahres.

Die Konjunktur konnte dem Arbeitsmarkt allerdings nicht mehr ganz so stark auf die Sprünge helfen wie in den Vormonaten. Daher stieg die Arbeitslosigkeit im Gegensatz zu den Prognosen von Volkswirten saisonbereinigt um 9000 an. Dennoch liegt die Zunahme laut BA im üblichen Rahmen der vergangenen Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Erwerbslosen um 99 000. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) beurteilte die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt daher als gut und verwies auf die weiterhin hohe Nachfrage nach Arbeitskräften.

Die Zahl der offenen Stellen war im Juli erneut auf nun 589 000 gestiegen – 87 000 mehr als vor einem Jahr. „Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist sehr hoch“, sagte BA-Chef Weise. Vor allem Arbeitskräfte in den Bereichen Verkehr und Logistik, Metallbearbeitung und Verkauf seien gefragt. Auch in Mechatronik, Fahrzeugtechnik und in den Gesundheitsberufen würden Mitarbeiter gesucht. Im Schnitt dauert es inzwischen mehr als 80 Tage, bis ein offener Posten neu besetzt werden kann.

Für die nächsten Monate erwartet Weise eine „stabile, aber auch nicht wirklich verbesserte Arbeitsmarktlage“. Nach dem Ende der Schulferien werde die Erwerbslosigkeit zurückgehen, die Beschäftigung gleichzeitig „hoffentlich“ weiter wachsen, sagte Weise. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten drei Monaten – wenn man die Entwicklung der vergangenen Jahre sieht – in der Summe zwischen 100 000 und 120 000 zurückgehen wird.“

Zuletzt war die Zahl der Menschen mit einem regulären Job auf hohem Niveau weiter gewachsen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es im Mai (aktuellste Zahlen) rund eine halbe Million mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als ein Jahr zuvor. Von April auf Mai legte die Zahl um 22 000 auf 30,65 Millionen zu.

Keine großen Sorgen bereitet dem BA-Chef die hohe Zahl von Asylbewerbern. „Die Zuwanderung von Flüchtlingen ist eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt – das ist unbestritten“, sagte er. Es bleibe dennoch beim Ausblick für das Jahr 2015. Die BA erwartet im Schnitt 2,79 Millionen Arbeitslose. Das wäre der beste Jahresdurchschnittswert seit der Erhebung der gemeinsamen Zahlen nach der Wiedervereinigung.