Volker
Ich bin dann mal HSV

Volker Keidel pilgert von München nach Hamburg – alles für seinen Lieblingsklub

30.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Volker Keidel liebt seine Familie, Bier und den Hamburger SV. Während zwei dieser Beziehungen meist harmonisch verlaufen, lässt der chronisch erfolglose HSV seinen glühenden Anhänger seit Jahrzehnten leiden. Einmal, nur einmal noch möchte der Mittvierziger eine Meisterschaft seines Klubs erleben.

Dafür hat er die Herausforderung seines Lebens auf sich genommen: Keidel ist vor der abgelaufenen Saison zu Fuß von seinem Wohnort München nach Hamburg gepilgert, um symbolisch den Erfolg der Bayern in die Hansestadt zu tragen. In Anlehnung an den ehemaligen Hamburger Nationalverteidiger hat er seine Tour „Ditmar Jakobsweg“ genannt.

Wenn Sie diese Idee für reichlich bescheuert halten, sind Sie nicht alleine. Denn auch Keidel nimmt sich selbst kein bisschen ernst. Mit angenehmer Ironie, liebevollen Spinnereien und brüllend komischen Rückblenden in die eigene Vergangenheit als mäßig begabter Freizeitkicker in Würzburg schildert Keidel seine knapp 900 Kilometer lange Tour quer durch die Republik. Begleitet wird der stets im HSV-Trikot pilgernde Autor zeitweise von einigen Freunden, die auf Namen wie Steini, Murphy oder Knacki hören. Da verzeiht man dem Autor die eine oder andere redundante Ode an den Gerstensaft gerne.

Als Nebeneffekt zeichnet der stets meinungsfreudige Keidel ein subjektives Bild der deutschen Provinz und ihrer Bewohner. Die kommen nicht immer gut weg – siehe das Kapitel über Stadtoldendorf. Auf seinem Weg durchquert Keidel im Übrigen auch das Verbreitungsgebiet des DONAUKURIER und macht Station in Rohrbach, Ingolstadt und Kinding. Absolut lesenswert, auch für Nicht-HSV-Fans – „es sei denn, Sie sind Antialkoholiker, Trekkingsandalenträger oder aus Stadtoldendorf“, wie ein Leser in seiner Kritik im Internet trefflich bemerkte. Dieses Prädikat gilt übrigens auch für Keidels andere Werke, den Erstling „Bierquälerei“ und „Das Wunder von Bernd“.

Und das Beste: Der Hamburger SV ist von einer Meisterschaft derzeit weiter weg als je zuvor. Von Keidel darf der Leser daher sicher weitere amüsante Leidensgeschichten mit seinem Herzensklub erwarten.