Ingolstadt
Soldaten für die Bühne

Ingolstädter Stadttheater sucht Statisten für das Stück "Sein oder Nichtsein"

18.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:16 Uhr

Versteckspiel mit Regieanweisung: Beim Casting im Stadttheater mussten sich die Statisten unter anderem eine Schießerei in Manier eines Cowboy-und-Indianer-Spiels liefern. Für das aktuelle Stück sind zwar schon alle Rollen vergeben, das Theater sucht aber immer wieder Laienschauspieler. Bei Interesse kann man sich ab September unter der Telefonnummer (08 41) 3 05 18 08 melden - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Ihre ersten Schritte auf der Bühne haben die neuen Statisten des Ingolstädter Stadttheaters gestern Abend im Gleichschritt hinter sich gebracht. Im Stück „Sein oder Nichtsein“, das ab 6. Oktober zu sehen ist, werden sie Mitglieder der Gestapo mimen.

Die erste Regieanweisung der Spielleiterin Cornelia Crombholz an die Statistengruppe ist gleich eine militärische: „Strammstehen“ heißt sie. Wie der militärische Drill allerdings überzeugend aussieht, kann am besten Yannik Mautzka erklären. Der 18-Jährige war schließlich bis vor zehn Tagen noch bei der Bundeswehr. Kurzerhand übergibt die Regisseurin deswegen das Kommando an den Köschinger. Der war von seinem Freund Manuel Krauß zum Casting mitgenommen worden. Jetzt hat Mautzka gleich eine kleine Hauptrolle. Er lässt die Gruppe antreten, korrigiert Hand- und Körperhaltungen, schickt seine Kameraden rechts und links herum und kurz darauf marschieren die angehenden Statisten – fast – im perfekten Gleichschritt über die Bühne.

Vor der Übung hatte Crombholz die Darsteller gewarnt: Wer Probleme mit Uniformen hat, oder lieber nicht als Soldat oder Nazi-Agent auf der Bühne stehen will, der sollte sich lieber für ein anderes Stück bewerben. Schließlich sollen die zehn Statisten in dem Stück „Sein oder Nichtsein“ unter anderem die Besatzung des Gestapo Hauptquartiers in Warschau spielen. Das Stück sei eine Art „Agententhriller“, hatte die Regisseurin gesagt. Als Vorlage für das Theaterstück dient der gleichnamige Film aus dem Jahr 1942.

Im zweiten Teil des Castings wird deutlich, warum in der Ausschreibung nach Männern gesucht wurde, die „sportlich und beweglich“ sind. In dem Stück werden die Statisten unter anderem eine Verfolgungsjagd hinter sich bringen müssen. Als Helfer auf einem Flugfeld müssen sie außerdem ein Flugzeug schieben. Beim Casting ist die Bühne allerdings noch leer. Crombholz teilt die Statisten in zwei Gruppen auf. Die eine versteckt sich, die andere hat die Aufgabe, sie in Agentenmanier – die Waffe immer im Anschlag – zu suchen. Ein bisschen ist es wie bei einem Cowboy-und-Indianer-Spiel, als sich die Statisten mit lauten „Peng“-Rufen auf der Bühne niederstrecken.

Ihre Tauglichkeit für die Bühne haben sie damit bewiesen. Bevor sie mit den Probeterminen in der Tasche das Stadttheater verlassen, werden sie noch vermessen. Jedem wird eine Uniform auf den Leib geschneidert werden. Die erste Probe ist bereits am 10. September, am 6. Oktober hebt sich der Vorhang bei der Premiere das erste Mal.

Einige Statisten sind schon öfter dabei gewesen. Trotzdem will etwa Louis Nagler kein Schauspieler werden. Für den 16-Jährigen ist es aber ein wichtiges Hobby. „Wenn ich in einer anderen Rolle bin, kann ich gut abschalten“, sagt er. Johannes Eichinger war schon bei „Der letzte Herzog von Ingolstadt“ auf der Bühne. Ob er es einmal vom Statisten zum Hauptdarsteller bringt, bleibt abzuwarten. „Aber vorstellen könnte ich mir den Job schon“, sagt er. Ganz ausgeschlossen ist das nicht. „Wer sich gut anstellt, kann durchaus mal eine größere Rolle bekommen“, sagt Crombholz.