Ansbach
Lange Haftstrafen für Mord an Drogendealer

Eigentlich wollten vier Freunde dem 30-Jährigen nur einen Denkzettel verpassen – doch sie ertränkten ihn im Fluss

18.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:16 Uhr

Ansbach (dapd) Es sollte lediglich eine Abreibung werden, endete aber als Mord. Weil sie im Sommer 2011 im fränkischen Ansbach einen Drogendealer ertränkt haben, müssen vier Freunde nun lange Zeit ins Gefängnis.

Das Landgericht Ansbach verurteilte gestern zwei Männer im Alter von 25 und 26 Jahren zu jeweils lebenslanger Haft. Ihr 20-jähriger Komplize sowie dessen 21-jährige Freundin müssen jeweils neun Jahre als Jugendstrafe absitzen. Drei der vier Anwälte erklärten, in Revision gehen zu wollen.

Die Kammer sah es als erwiesen an, dass die vier den als aggressiv beschriebenen 30-jährigen Leonardo M. aus Baden-Württemberg am 9. Juli 2011 in einen Hinterhalt lockten. Anschließend verletzten sie ihn mit mehr als 20 Messerstichen schwer und warfen ihn in den Fluss Rezat. Der 26-Jährige drückte Leonardo M. so lange unter Wasser, bis dieser sich nicht mehr rührte. Die Leiche wurde vier Tage später von einem Angler entdeckt.

Das Gericht stützte sich auf das Geständnis des 25-jährigen Angeklagten. Er schilderte den Tatablauf als einziger detailliert und sagte aus, dass er den Tod des 30-Jährigen gewollt, ihn jedoch nicht selbst unter Wasser gedrückt habe.

Das Quartett und das Opfer kannten sich aus Drogengeschäften. Leonardo M. soll einerseits dem 26-Jährigen, mit dem er befreundet war, viel Geld geschuldet haben. Andererseits soll er den 20-jährigen Angeklagten kurz vor seinem Tod geschlagen und bedroht haben, weil dieser ihm 1000 Euro schuldete. Er soll auch den 25-Jährigen bedroht haben, nachdem dieser ihn wegen eines unterschlagenen Motorrads verraten hatte. Das Gericht geht davon aus, dass das Quartett daraufhin aus Angst vor Leonardo M. plante, ihm einen Denkzettel zu verpassen.

„Die Abreibung ist eskaliert“, fasste der Vorsitzende Richter Claus Körner zusammen. Dem eigentlichen Plan nach wollten die vier Leonardo M. überraschen und ihn mit einem Elektroschocker außer Gefecht setzen. Allerdings war die Waffe defekt. Daher setzten mindestens drei der vier ihre mitgebrachten Messer ein und stachen „wahllos und ziellos“ auf den 30-Jährigen ein. „Plan B trat in Kraft“, schilderte Körner.

Als ihnen klar wurde, wie schwer sie ihren Widersacher verletzt hatten, beschlossen sie, dass er sterben müsse. „Der bedingte Tötungsvorsatz wandelte sich zur Tötungsabsicht“, sagte Körner. Das Überleben des 30-Jährigen hätte unangenehme Folgen für das Quartett gehabt. „Sie hätten massive Probleme bekommen“, sagte er. Also warfen sie den schwer verletzten, aber noch lebenden Leonardo M. gefesselt und geknebelt in den Fluss, um ihn sterben zu lassen. Als er sich noch einmal aufrichtete, wurde er ertränkt.