Rohrbach
"So will ich nicht aufhören"

Der frühere Landrat Josef Schäch kämpft als FDP-Direktkandidat um den Einzug in den Landtag

28.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr

Josef Schäch stellte sich der Parteibasis vor. - Fotos: Paul

Rohrbach (SZ) Politischer Paukenschlag zum Jahresende: Josef Schäch, der frühere FW-Landrat, tritt als FDP-Direktkandidat für den Landtag im Stimmkreis Pfaffenhofen an. Einstimmig nominierten die Liberalen den 70-Jährigen bei ihrer Aufstellungsversammlung am Mittwochabend in Rohrbach.

Als Wahlleiter hatte sich der Kreisverband einen prominenten Parteifreund geholt: Martin Zeil, von 2008 bis 2013 bayerischer Wirtschaftsminister. Kreisvorsitzender Thomas Neudert - er tritt als Listenkandidat an und wurde dafür einstimmig nominiert - verwies bei der Vorstellung seines Überraschungskandidaten auf die "angeschlagene CSU", die im Landtag durch Karl Straub mit einem "schwachen Kandidaten" vertreten sei. "Wir stellen jemanden dagegen, der ein politisches Kaliber ist, einen erfolgreichen Unternehmen, der aber auch sozial denkt, einen Mann mit Visionen, für den Stillstand ein Fremdwort ist."

Elf von elf abgegebenen Stimmen erhielt Schäch, der nach seinen 18 Jahren als Wolnzacher Bürgermeister ab 2008 ein kurzes Gastspiel als Landrat gegeben hatte - damals noch als Freier Wähler. Nachdem die Staatsanwaltschaft wegen Untreue und der Aufnahme illegaler Kassenkredite in seiner Zeit als Bürgermeister gegen ihn ermittelte, wurde er 2010 suspendiert, später folgte die Amtsenthebung. Zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wurde Schäch vom Landgericht verurteilt. Ein Richterspruch, den er nie akzeptierte - und im Jahr 2012 gab das Bundesverfassungsgericht einer Beschwerde des Wolnzachers statt. Das Urteil wurde aufgehoben, der Fall ging zurück ans Landgericht und letztlich wurde das Strafverfahren laut Schäch gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Ins Landratsamt kehrte der Wolnzacher aber nie zurück. Bei den vorgezogenen Neuwahlen wurde 2011 der CSU-Politiker Martin Wolf zu seinem Nachfolger gewählt.

Diese politische Vergangenheit wurmt Schäch gewaltig. Inzwischen ist er bei den Freien Wählern ausgetreten und hat seine neue politische Heimat bei der FDP-UW-BGW-Fraktion im Wolnzacher Marktgemeinderat gefunden. "So will ich nicht aufhören", begründet Schäch seine Bewerbung um einen Landtagssitz. Aus seiner Sympathie für die FDP hatte er in den vergangenen Jahren nie einen Hehl gemacht, war immer wieder zu Veranstaltungen der Kreis-Liberalen erschienen. Die FDP habe ihn in schwerer Zeit unterstützt und nicht vorverurteilt. Vertreter anderer Parteien hätten ihn dagegen "denunziert und sind auf Distanz gegangen". Eingetreten ist er bei der FDP freilich nicht.

Zu den jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen sagte Josef Schäch: "Es wurde nichts bewiesen." Freilich erwartet der FDP-Bewerber auch, dass besonders die CSU seine Vergangenheit im Wahlkampf thematisieren werde. Der stellvertretende Kreisvorsitzende Josef Postel warnte sogar: "Das wird ganz sicher eine Schlammschlacht von den Schwarzen."

Zu seinen Erfolgen zählte der Politiker in seiner Rede unter anderem sein Bürgerbüro, in dem Menschen ihre Sorgen vortragen können und Schäch dann praktisch und unbürokratisch zu helfen versuche. Er bringe "viel Zeit für die Leute" mit und "selektiere nicht nach Parteibuch".

An der FDP begeistere ihn, dass sie "liberal und leistungsorientiert" sei. "Denn sozial ist, wer aus der Stärke heraus hilft, wo nix ist, da kann man auch nix geben - das ist das Einmaleins der Wirtschaft." Sollte er gewählt werden, möchte sich Schäch vor allem um den sozialen Wohnungsbau kümmern: "Hier braucht es Abschreibungsmöglichkeiten für Investoren statt immer neuer Regeln zu Wärmedämmung, Schallschutz und Statik." Das Wichtigste sei die Bildung, hier liegen ihm deutlich kleinere Schulklassen am Herzen.

Außerdem will er den Kampf aufnehmen gegen den "Flächenfraß" bei Gewerbeansiedlungen, gegen die Straßenausbaubeitragssatzung und für den Erhalt der Ilmtalklinik als kommunales Krankenhaus: "Das ist kein Renditeobjekt. Und wenn wir vier Millionen drauf zahlen, dann ist das so. Eine Klinik braucht nur eine Rendite: dass gesunde Bürger rauskommen."

Derart öko-soziale Anwandlungen gehören nicht unbedingt zur politischen DNA der FDP - weshalb Wahlleiter Martin Zeil schmunzelnd meinte, als liberale Partei halte man abweichende Meinungen in den eigenen Reihen zwar grundsätzlich aus, "aber die Zustimmung zum Parteiprogramm sollte nicht unter 50,1 Prozent fallen". Schäch schien den Wink verstanden zu haben. Seine abschließenden Worte: "Ich wünsche mir, dass ich niemanden enttäusche."

Der in Reichertshausen tätige Hausarzt Wolfgang Moll (kleines Foto), der für die FDP im Kreistag sitzt, kandidiert als Direktkandidat für den Bezirkstag. Auch er erhielt elf von elf Stimmen. Bei dem vor allem für soziale Belange zuständigen Kommunalparlament sieht Moll gute Anknüpfungspunkte zu seiner bisherigen Tätigkeit - etwa im Bereich der Inklusionskindergärten. Listenkandidat wird Franz-Josef Bachhuber aus Freising.