Pfaffenhofen
Vor der GroKo steht ein dickes Brett

Seehofer, Söder und die Zukunft der CSU: Eine Plauderstunde mit Erich Irlstorfer

28.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr

Plauderte aus dem Nähkästchen: CSU-Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer. - Foto: Gegger

Pfaffenhofen/Schrobenhausen (SZ) Politischer Paukenschlag zum Jahresende: Josef Schäch, der frühere FW-Landrat, tritt als FDP-Direktkandidat für den Landtag im Stimmkreis Pfaffenhofen an. Einstimmig nominierten die Liberalen den 70-Jährigen bei ihrer Aufstellungsversammlung am Mittwochabend in Rohrbach..

Jamaica: Ein Bündnis mit Grünen und FDP hätte sich der CSU-Bundestagsabgeordnete gut vorstellen können - "wir haben viele Gemeinsamkeiten festgestellt". Vor allem in seinem Zuständigkeitsbereich hatte sich Irlstorfer viel erhofft, "wir hätten die Pflegeberufe deutlich stärken können."

Statt Jamaica jetzt doch wieder die GroKo? "Dafür müssen wir ein extrem dickes Brett bohren", ist sich der CSU-Politiker sicher, "und deshalb sind die gegenseitigen öffentlichen Vorfestlegungen natürlich nicht besonders hilfreich". Wobei Irlstorfer selbst der von der SPD ins Gespräch gebrachten Bürgerversicherung schon mal eine klare Absage erteilt: "Das Schönste daran ist der Name, sie ist aber weder gerecht, noch sozial". Es wäre grundfalsch, ein gutes System, das funktioniert, zu zerschlagen - "ich hoffe, die Kanzlerin bleibt hier auf Kurs". Schließlich müsse es eine Regierungsbildung mit der SPD nicht um jeden Preis geben. Eine Minderheitsregierung sei aber sicher nicht das Ziel der Union - "vielleicht könnten wir bei einem Scheitern der Gespräche mit den Sozialdemokraten ja wieder über Jamaica reden". Neuwahlen sieht der Freisinger dagegen kritisch, denn am Ergebnis würde sich wohl nicht allzu viel ändern.

Mehr als zufrieden war der Bundestagsabgeordnete auch mit dem Verlauf und dem Ausgang des jüngsten Parteitages, "weil jetzt endlich feststeht, mit wem und in welche Richtung die CSU in die Zukunft geht". Er sei sehr froh, dass die "zwei stärksten Persönlichkeiten" die Partei miteinander in das extrem schwere neue Jahr führen werden. Wobei der Einigungsprozess innerhalb der CSU und der handelnden Personen nach Ansicht Irlstorfers "relativ friedlich" vonstatten gegangen sei. Der Landtagswahl 2018 sieht er - auch was den Landkreis Pfaffenhofen betrifft - mit einem guten Gefühl entgegen: Die CSU verfüge mit Karl Straub (Landtag) und Fabian Flössler (Bezirkstag) über zwei "ordentliche Kandidaten, die einen ordentlichen Wahlkampf führen werden".

Dass Seehofer und Söder sich nun tatsächlich vertragen - das nimmt der Freisinger den beiden Leitwölfen der CSU auch ab. Und dass die beiden "Alphatiere der CSU" vorher manchmal "wie Hund und Katz gestritten haben" stimme natürlich auch - "so ehrlich muss man schon ein Stück weit sein". Beide seien sich aber ihrer Verantwortung für Bayern und der CSU bewusst und Horst Seehofer habe Markus Söder seine vollste Unterstützung zugesagt. Letzterem sei zwar immer wieder ein enormer Drang zur Macht vorgeworfen worden, "aber wenn man so ein Amt will, dann muss man es auch wollen", so der Bundestagsabgeordnete, der gleichzeitig betonte, dass sich Söder der Unterstützung der drei Kreisverbände Freising, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen sicher sein könne.

Und was ist mit den berühmten 50 plus x bei den Landtagswahlen? "Die absolute Mehrheit wird immer das Ziel der CSU sein", versichert der Freisinger, man müsse aber schon richtig einschätzen, "wo wir momentan stehen". Jetzt seien erst einmal richtiges Handeln und richtige Entscheidungen gefragt, um damit die Zustimmung bei den Bürgern kontinuierlich wieder zu steigern.

Den tiefen Absturz der CSU bei der Bundestagswahl führt Irlstorfer auf ein "Mosaik an Themen" zurück. Obwohl Bayern wirtschaftlich bestens dastehe, sei es nicht gelungen, vielen Menschen ihre Zukunftsängste zu nehmen ("hier geht es auch um ganz viele Emotionen") - beispielsweise in Sachen Digitalisierung, soziale Absicherung oder Energieversorgung. Hinzu gekommen seien die Flüchtlingskrise und viele Ankündigungen, die man nicht eingehalten habe. Wenn man zum Beispiel sage, man werde gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung klagen, "dann muss man auch klagen". All diese Ängste und Vorhaltungen hätten sich auch in den vielen Briefen und Fragebögen widergespiegelt, die er nach der Bundestagswahl erhalten habe, betont der Abgeordnete. Und all diese Problembereiche zu ändern, habe die CSU selber in der Hand - auch das hätten die Bürger geschrieben: "Reißt's Euch zam, dann wählen wir euch wieder."