Pfaffenhofen
So weit die Füße tragen

Leonardo Capaccioli bewältigt Stadtlauf ohne Schuhe

22.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:07 Uhr
Horst Kramer

Pfaffenhofen (PK) Leonardo Capaccioli schien besonders gut gelaunt zu sein, als er am Sonntag die Ziellinie des 20. Pfaffenhofener Stadtlaufs querte.

Kein Wunder, immerhin hatte der 52-Jährige nur 50:07 Minuten für die zehn Kilometer benötigt. Dass er viele bewundernde oder auch irritierte Blicke erntete, hatte indes weniger mit seiner Zeit, denn mir seiner Fortbewegungsart zu tun: Capaccioli war barfuß durch die Stadt gejoggt - über Asphalt, Kopfsteinpflaster und den einen oder anderen Kieselstein auf dem Volksfestgelände.

"Ich hatte überhaupt keine Probleme, im Gegenteil", berichtete der in der Toskana geborene Italiener, der seit sechs Jahren in der Kreisstadt lebt. Erst vor vier Monaten entschloss sich Capaccioli, auf Laufschuhe verzichten. "Ich hatte immer Probleme, egal bei welchem Modell", berichtet er. Mal im Rücken, mal mit den Achillessehnen, mal mit den Kniegelenken.

Auf die Idee, es mal barfuß zu versuchen, brachte ihn ein Yoga-Studio. Anfangs sei er dreimal bis viermal in der Woche barfuß gejoggt, immer nur kleinere Strecken, erzählt der sportlich wirkende Capaccioli. "Ein paar Mal hatte ich Blasen oder kleinere Wunden, doch dann hat sich überraschend schnell Hornhaut gebildet. " Das sei aber nicht der einzige Effekt gewesen, so der Pfaffenhofener weiter: "Meine Körperhaltung hat sich verändert, ich laufe gerade und nicht mehr gekrümmt, wie früher. "

Capaccioli ist nicht der einzige Barfußjogger in der Laufszene im Großraum München. Natascha Höcker (35) aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck nimmt seit zwei Jahren regelmäßig an Marathon-Wettbewerben teil. Ein Schuh bewirke, dass sich eine Fehlstellung verfestige; mit einer Laufsandale trainiere sich der Fuß hingegen quasi selber, sagt Höcker. Der Münchner Christian Hohenstein (41) ist schon seit vier Jahren ohne Laufschuhe unterwegs - selbst im Winter. Höcker wie Hohenstein bestreiten ihre Rennen indes nicht komplett barfuß, sondern tragen sehr dünne Laufsandalen. "Damit kommt man dem Barfußlaufen sehr nahe", erläutert Höcker. Hohenstein ergänzt: "Die Menschheit ist mehrere hunderttausend Jahre ohne feste Schuhe ausgekommen, das können wir in den vergangenen paar hundert Jahren ja nicht einfach verlernt haben. " Allerdings müsse man sich einen anderen Laufstil angewöhnen, so Hohenstein: Weg vom Abrollen über die Ferse, hin zu einem Auftreten mit der gesamten Sohle.

Eine Aussage, die Capaccioli am Sonntag bestätigte: Durch das gerade Auftreten festige sich der ganze Körper: "Ich fühle mich so fit wie nie. " Und zum Beweis, dass er den Kurs blasenfrei und ohne Wunden an den Füßen überstanden hatte, zeigte er seine Fußsohlen her. Mit einem fröhlichen Lächeln.

Horst Kramer