Neuburg
"So vieles hat sich zum Guten gewandelt"

Hospizverein Neuburg-Schrobenhausen feiert bei einem Festakt sein 20-jähriges Bestehen

29.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:17 Uhr
Sie engagieren sich für ihre Mitmenschen: Zum Abschluss des Ehrungsreigens beim Festakt des Hospizvereins kamen alle Hospizbegleiter auf die Bühne im Neuburger Stadttheater. Dort feiert der Verein sein 20-jähriges Bestehen. −Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Hospizbegleiter sind, wie Neuburgs OB Bernhard Gmehling in seiner Rede betonte, "Tag und Nacht erreichbar, physisch und psychisch stark gefordert und müssen jede Menge eigene Seelenstärke mitbringen". Jetzt feierte der Hospizverein Neuburg-Schrobenhausen sein 20-jähriges Bestehen.

Leicht hatte es die Hospizbewegung nicht, wie Festredner Pfarrer Waldemar Pisarski in seinem 20-minütigen, ebenso kompakten wie inhaltsreichen Festvortrag zum Thema "Gottes Liebe, Nächstenliebe, Selbstliebe im Zusammenhang mit der Hospizarbeit" berichtete. Er begann mit Blick auf die 1970er-Jahre, als er nach seiner klinischen Seelsorgerausbildung in den USA zurück nach Deutschland gekommen sei und dachte: "Jetzt starten wir durch". Aber Kritik und Abwehr seien stärker gewesen. Der Hospizbewegung sei vorgeworfen worden, Sterbegettos errichten zu wollen und Sterbende noch mehr zu traumatisieren. Heute aber gebe es 140 Hospizdienste mit mehr als 7000 Ehrenamtlichen in Bayern. "Das kommt mir vor wie ein Traum", sagte Pisarski. Den ersten Hospizen waren Lehrstühle für Palliativmedizin gefolgt, die Kinder- und Jugendhospizarbeit wurde aufgebaut - "so vieles hat sich zum Guten gewandelt".

Das sei der Beharrlichkeit und Geduld vieler Engagierter einer der größten christlich-humanistischen Bewegungen zu verdanken. Die Hospizbewegung sei eine Bürgerbewegung, vielmehr eine Bürgerinnenbewegung. Ihr gebühre der Verdienst, dass sich die Sicht auf Sterben und Tod gewandelt habe. Aus dem multiprofessionellen Ansatz, in dem Pflegekräfte, Ärzte, Sozialpädagogen und Seelsorger mit Ehrenamtlichen zusammenarbeiteten, hob Pisarski die Ehrenamtlichen hervor. Er schätze die Kompetenz der Profis, sei aber auch "ein Fan der Ehrenamtlichen". Es dürfe nicht passieren, dass sie ins zweite Glied gedrängt würden, gab er eine "Liebeserklärung ans Ehrenamt" ab, denn "auch Ehrenamtliche sind Fachleute - Fachleute für das Alltägliche". Sie seien es, die Zeit mitbrächten, um ans Sterbebett zu gehen, Angehörige zu begleiten, und seien sich nicht zu schade, notwendige kleine Dienste zu übernehmen.

"Auch Ehrenamtliche sind Fachleute - Fachleute für das Alltägliche."

Festredner Waldemar Pisarski

 

Gewandelt hat sich auch die Hospizarbeit selbst. Während die Pioniere von Pflicht, Dienst, Verantwortung und Nächstenliebe, oft getragen vom Glauben, ausgingen, weitete sich das uneigennützige Engagement aus - zu Recht, wie der Festredner meinte. Hospizarbeit bedeute nicht nur zu schenken, sondern auch zu empfangen. Wichtig sei, die Balance zwischen Nächsten- und Selbstliebe zu halten, um nicht vorzeitig auszubrennen. Auch die Gottesliebe dürfe nicht zu kurz kommen, sonst fehle die Dimension der Transzendenz.

Zum Rahmenprogramm gehörten Sektempfang, Musik von Oliver Wasilesku (Klavier) und Michael Harnoß (Kontrabass), die mit flotten, poppigen Melodien unterhielten, und natürlich Sepp Egerer als Butler Lorenz, der auf seine unnachahmliche Art durchs Programm führte und den Vorsitzenden Dieter Conrad gelegentlich aus der Fassung zu bringen versuchte. Der nahm's mit Humor, beispielsweise dass Lorenz zu seinem Wasserglas griff und einen kräftigen Schluck nahm.

Das Theaterstück "Der Tod kommt selten allein", in dem Sepp und Kerstin Egerer die Trauer um ihren geliebten Riesenluftballon inszenieren und mit einem missglückenden Selbstmordversuch auf die Spitze treiben, ehe die dramatisch überspitzte Geburt eines kleinen Luftballons den Kreislauf des Werdens und Vergehens beschließt, wurde von den Zuschauern unterschiedlich aufgenommen.

Pünktlich nach zwei Stunden war der von den Koordinatorinnen des Vereins, Claudia Heinrich und Anita Arndt, sowie der Bürokraft Anita Geiger organisierte offizielle Festakt beendet. So blieb den Feiernden reichlich Zeit für Gespräche im Foyer, wo ein kaltes Büfett vom Team des Seniorenheims St. Augustin aufgebaut war und später selbstgebackener Kuchen serviert wurde.

EHRUNGEN

Für langjährige aktive Mitarbeit wurden folgende Hospizbegleiterinnen ausgezeichnet:

20 Jahre: Burgi Roth, Helga Hälbig, Franziska Grill, Johanna Hörmann, Cilly Sedlmeyr und Johanna Kurzhals.

18 Jahre: Johanna Scheuermeyer.

16 Jahre: Wilhelm Jensen.

13 Jahre: Hildegard Herbort.

Zwölf Jahre: Lydia Wolf.

Zehn Jahre: Roswitha Prüß, Heidi Leimbeck, Wolfgang Kauber und Gerti Göbel.

 

Für aktive Mitarbeit im Verein wurden geehrt: Pfarrer Gerhard Steiner, Elisabeth Stöckl, Elke Oswald und Dora Schmidt.

 

Als Gründungsmitglieder wurden bei dem Festakt folgende Mitglieder ausgezeichnet: Barbara Rinsky, Gundi Schachermaier Barbara Neumaier, Nicolaus Weigl, Monika Nießl, Dorit Schieker und Maria Metzler. | ahl