Riedenburg
"Spaß am musikalischen Experiment"

Querbeet überzeugt bei stimmungsvollem Benefizkonzert in Riedenburg mit viel Abwechslung

29.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:17 Uhr
Vor rund 150 Zuhörern fegte der Chor Querbeet mit seinen musikalischen Arrangements in der Pfarrkirche herbstbedingten Trübsinn hinweg. −Foto: Rast

Riedenburg (DK) Vor rund 150 Zuhörern hat der Chor Querbeet am Freitagabend in der Pfarrkirche herbstbedingten Trübsinn hinweggefegt. Die beim Benefizkonzert gesammelten Spenden kommen den beiden schwer kranken Riedenburger Kindern Miriam und Sophie zugute.

Es war ein abwechslungsreicher Flug durch rund 300 Jahre Musikgeschichte, den das Ensemble den Besuchern bot. Dank der typischen Querbeet-Arrangements gelang es der 20-köpfigen Gruppe sogar, einen Kanon des Barockkomponisten Johann Pachelbel (1653 bis 1706) an moderne Hörgewohnheiten anzupassen, ohne dem Werk Frevel anzutun. Gleiches galt für die Eröffnung des stimmungsvollen Abends. Friedrich Smetanas 1000-fach gehörte "Moldau" begann mit sanften Geigenklängen, erweiterte sich in ein Trigespräch zwischen Klarinette, Querflöte und Geige, unterlegt von weichen Pianotupfern. Zum rauschenden Finale stieg der Chor mit lateinischem Gesang ein. Fester Bestandteil jedes Querbeet-Konzerts ist der Gospel-Block. Diese vor rund 100 Jahren in den USA geborene Musikgattung atmet die Hoffnung der schwarzen Sklaven auf Befreiung und nahm den Blues und Jazz vorweg. Den dritten Block dominierten schließlich Pop-Klassiker.

Es war bereits das sechste Konzert von Querbeet in Riedenburg. Die aus dem Umland von Regensburg kommenden Sängerinnen und Instrumentalisten garantieren alljährlich einen gelungenen Abschluss der Reihe der Riedenburger Sommerkonzerte. Der Abend stand einmal mehr unter dem vertrauten Querbeet-Motto "Lieder von Gott und der Welt". Die Gruppe hat ihren Ursprung eigentlich in der Pflege modernen geistlichen Liedguts, das wie immer den ersten Block bildete. Doch die Grenzen dieses Genres hat sie längst durchbrochen. Der Titel der Nummer "Neue Wege wagen" steht stellvertretend für das Repertoire, das alljährlich erneuert wird. Auch heuer genügte sich die Truppe von Chorleiter und Arrangeur Egon Schießl nicht darin, Altbekanntes wiederzukäuen. "Wir haben Spaß am musikalischen Experiment", betonte Moderator Winfried Mellar, der zugleich an der Bassgitarre für die Tieftöne sorgte. Das sah man den Vokalistinnen an, als sie ein der internationalen Ordensgemeinschaft von Taizé gewidmetes Medley abwechselnd in deutscher, englischer und lateinischer Sprache sangen.

Der Herbst sei ja die Zeit der Ernte und der Farben, meinte Stadtpfarrer Edmund Bock bei seiner kurzen Begrüßung. Und Querbeet binde einen bunten Herbststrauß an Melodien, in dem aber einige exotische Blumen stecken würden. Christian Fackler erklärte in wenigen aber eindrucksvollen Worten, welche furchtbaren Folgen die Krankheit Rett-Syndrom für seine Tochter hat. Aufgrund eines winzigen Gendefekts, verlerne Miriam immer wieder alles, was sie weiß. Deutschlandweit gebe es 3500 diagnostizierte Fälle. Doch Fackler entließ die Besucher nicht ohne Zuversicht: "Die Forschungsarbeit, die auf privater Spendenbasis ruht, macht Fortschritte." Der Leiter der Mädchenrealschule St. Anna freute sich, dass "Zuhörer und Musiker unsere Hoffnung mittragen, dass der Traum von der Therapie Wirklichkeit wird". Nach dem Konzert fasste Fackler, der an diesem Abend seine Querbeet-Premiere erlebt hatte, die Leistung des Ensembles in nur einem Wort zusammen: "Bärenstark."

Publikum und Chor spornten sich im Laufe des Auftritts gegenseitig an. Nach Balladen wie "Heal the World" von Michael Jackson oder "California Dreamin‘" von The Mamas and the Papas hielt es im altehrwürdigen Gotteshaus niemand mehr auf den Kirchenbänken. Mit Jubelrufen und rhythmischem Klatschen forderten die Zuschauer eine Zugabe nach der nächsten ein. Der von Gitarrist Florian Hopfenmüller komponierte Rausschmeißer "Having a Good Time" dürfte eines Tages die Charts entern. Nach fast zwei Stunden strömten die Besucher glücklich hinaus in die kalte Herbstnacht. Doch sie hatten bei Querbeet Herzenswärme getankt, was sich anhand der beiden prall mit Geldscheinen gefüllten Spendenkörbchen eindrucksvoll dokumentierte.