Pfaffenhofen
"So selbstständig wie möglich"

Das Leben von Suchtkranken und Menschen mit Doppeldiagnosen bei Integra in Pfaffenhofen

05.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:11 Uhr

In den Werkstätten stellen die Bewohner allerlei Dinge her, darunter sind Hocker aus Büchern und Etageren aus altem Geschirr.

Pfaffenhofen (PK) Der soziale Dienst Integra hat einen Tag der offenen Tür in der therapeutischen Wohngemeinschaft für Sucht- und psychisch Kranke angeboten - und er ist gut angekommen.

"Es war wirklich genau so, wie ich es mir vorgestellt habe", freut sich Tina Rinsky über den Erfolg am Tag der offenen Tür. Sie ist Hausleiterin der therapeutischen WG, die von Integra in Pfaffenhofen nun auch ganz offiziell eröffnet wurde. "Ich wollte, dass viele Besucher kommen, das Interesse groß ist und vor allem, dass die Klienten diesen Tag nicht als Belastung empfinden", sagt Rinsky. Das war ihr besonders wichtig, da die Bewohner aktiv am Tag der offenen Tür beteiligt waren. So führten sie die Interessierten durch die Aufenthaltsräume, ihre privaten Wohnbereiche und die Werkstätten, in denen viele Upcycling-Projekte laufen: Die Bewohner basteln dabei Blumentöpfe aus Tetra-Paks, Schmuck aus Kaffeekapseln und Besteck, und alte Krawatten werden zu Taschen umgenäht. Die Gegenstände werden in der neu eröffneten Chiceria im Erdgeschoss des Hauses an der Scheyerer Straße 76 verkauft, in dem die Besucher am Mittwoch ebenfalls eifrig stöbern durften.

Die Werkstätten sind Teil des festen Tagesablaufs, dem die Klienten nachgehen müssen, um wieder Struktur in ihren Alltag zu bringen. "Allerdings ist es für die Klienten keine Pflicht, in den Werkstätten zu arbeiten. Das Wichtige ist, dass sie überhaupt arbeiten", stellt Rinsky klar. Denn das Ziel von Integra ist es, die Selbstständigkeit der Bewohner wieder aufzubauen. Und das gelingt laut der Integra-Philosophie nur mit einem geregelten Tagesablauf.

Doch Selbstständigkeit will gelernt sein und so braucht jeder Klient bei den unterschiedlichsten Angelegenheiten auch einige Unterstützung. "Bei uns gilt: So selbstständig wie möglich und so viel Hilfe wie nötig", sagt die Hausleiterin. Individuell werden die Klienten von den fünf Mitarbeitern, die als Sozialpädagogen, Heilerziehungspfleger oder Ergotherapeuten ausgebildet sind, betreut. Jeder Klient habe seine feste Bezugsperson, die ihn bei behördlichen Fällen, Arztterminen oder der korrekten Einnahme der Medikamente unterstütze. Und mit so einer Betreuung fühlen sich die meisten der 13 Bewohner ganz offenbar auch wohl. Vor einem halben Jahr zogen auf die Schnelle 14 Leute ein, nach ein paar Monaten gab es jedoch einen großen Wechsel unter den Klienten. Die jetzigen Bewohner würden nun aber sicher für eine längere Zeit bleiben, so Rinsky. Und sie verstünden sich auch ganz gut: "Klar mag nicht jeder jeden, aber es gab bis jetzt keine großen Probleme zwischen den Bewohnern", sagt Rinsky.

Viele verbringen ihre Freizeit in Pfaffenhofen oder in den Aufenthaltsräumen im Haus. Es gebe jedoch auch welche, die den Tag nur in ihrem Zimmer verbringen würden. Zu den Mahlzeiten, den täglichen Alkohol- und Drogentests sowie den wöchentlichen WG-Besprechungen sollen die Bewohner allerdings erscheinen.

Wie die optimale Integration der Klienten im Endeffekt aussieht, hängt ganz von der Motivation der Bewohner ab. "Man muss auch integriert werden wollen", stellt Tina Rinsky fest. "Wo ein Wille, da auch ein Weg, das gilt hier genauso."

Wer sich davon selbst ein Bild machen möchte, ist jederzeit herzlich eingeladen, sich in der Chiceria umzusehen - auch um den Bewohnern eine gute Integration zu ermöglichen.