Eichstätt
Skurrile Tanzshows für die Auserwählte

Ausstellung "Paradiesvögel" im Jura-Museum gibt faszinierende Einblicke in Natur- und Kulturgeschichte

16.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:04 Uhr

Foto: Dagmar Kusche

Eichstätt (HK) Umfassende Einblicke in die faszinierende Natur- und Kulturgeschichte der Paradiesvögel bietet die neue Sonderausstellung im Jura-Museum, die von Museumsleiterin Martina Kölbl-Ebert und Michael Apel, Leiter des Museums Mensch und Natur München, feierlich eröffnet wurde.

Sie sind die "Stars der Evolution", sie wurden lange Zeit als "wundersame Himmelswesen" betrachtet, mit ihrem einmaligen Gefieder prägten sie Modetrends mit und waren kurz darauf die Mitinitiatoren der ersten großen Artenschutzkampagne. Wohl kaum ein Lebewesen hat die Menschen so in den Bann gezogen wie der Paradiesvogel, dessen bevorzugte Heimat im dichten Urwald von Papua-Neuguinea sowie auf der indonesischen Inselgruppe der Molukken liegt.

In einem Einführungsvortrag anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung auf der Willibaldsburg bot Michael Apel vom Münchner Museum Mensch und Natur einen Einblick in die Natur- und Kulturgeschichte der rund 42 Paradiesvogelarten, deren "Geburtsstunde" - natürlich aus europäischer Sicht - mit dem 17. Dezember 1521 festgelegt werden kann. Damals hatten portugiesische Seefahrer auf der Suche nach den Gewürzinseln erstmals den Archipel der Molukken erreicht.

Ihr Begrüßungsgeschenk vom damaligen König von Bachion war ein Paradiesvogel, der zusammen mit weiteren Exemplaren seiner Gattung schon ein Jahr später, 1522, in Sanlúcar/Spanien erstmals europäischen Boden betreten sollte. Allerdings erreichten die einzigartigen Urwaldvögel Europa nicht lebendig, sondern als "Bälge", also ohne Füße und Flügel. So galten die farbenprächtigen, präparierten Gefieder bald als "Himmelsgeschöpfe", die im Paradies durch die Luft schweben, zumal viele Indigene in Neuguinea fabelhafte Geschichten zu den begehrten Vögeln zu berichten wussten.

Der Name "Paradiesvogel" wurde Projektionsfläche für vielfältigste zoologische und religiöse Vorstellungen, wie Apel erläuterte: "Es entstand eine echte Fantasiezoologie, der allerdings 1605 ein jähes Ende gesetzt wurde." Denn der niederländische Botaniker Carolus Clusius fand heraus, dass die Paradiesvögel nicht etwa fußlos, sondern normale Vögel mit Flügeln und Füßen waren.

Zum Objekt genuiner wissenschaftlicher Forschung entwickelten sich die Paradiesvögel erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Schnell fokussierten die Naturwissenschaftler und Evolutionstheoretiker um Alfred Russel Wallace und Charles Darwin ihre ganze Arbeit auf eine brennende Frage der natürlichen versus der sexuellen Selektion. Denn, wie Experte Michael Apel amüsant erklärte, kann der Paradiesvogel als Paradebeispiel für die Theorie des "Survival of The Sexiest" - das Überleben des Attraktivsten - gelten.

Die Sonderausstellung "Paradiesvögel" ist bis zum 18. September zu den Öffnungszeiten des Jura-Museums auf der Willibaldsburg Eichstätt zu sehen.