Skepsis ist angebracht

Kommentar

08.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Die SPD hat derzeit täglich Grund zum Jubeln, wenn es nach den Umfragen großer Meinungsforschungsinstitute geht: Die Prognosen sehen die Sozialdemokraten in der Gunst der Wähler gar vor der Union. Doch da ist Skepsis angebracht.

Und die hat nichts mit Politik zu tun, sondern mit Wissenschaft. Schließlich lagen die Institute erst bei der US-Wahl und dem Brexit-Votum daneben - weil ihre Methoden durchaus fragwürdig sind.

"Repräsentative Umfrage", das klingt seriös. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Wenn die Institute aus einer Befragung von 1000 Menschen am Telefon auf die Grundstimmung in Deutschland schließen, können sich viele Fehler einschleichen: Nur Bürger mit Festnetzanschluss werden erfasst, Wähler sagen vielleicht am Telefon nicht die Wahrheit. Wer nichts mit Dingen zu tun haben will, die irgendwie nach Establishment riechen, wird vielleicht einfach auflegen.

All das wissen die Institute natürlich und versuchen, mit statistischen Methoden gegenzusteuern. Trotzdem - die Ergebnisse bleiben immer konstruiert. Und selbst wenn sie nah an der Wahrheit sind, bleibt eine Umfrage immer nur eine Momentaufnahme. Es bringt nichts, daraus jetzt schon auf das Ergebnis der Bundestagswahl zu schließen.

Die aktuellen Umfragen sagen eigentlich nur: Mehr Menschen hatten Lust, am Telefon zu sagen, dass sie die SPD gut finden. Ob Schulz deshalb tatsächlich Kanzler wird, ist noch lange nicht gesagt. Und wenn die "Bild"-Zeitung angesichts der guten Umfragewerte für die rechte französische Präsidentschaftskandidatin Le Pen von einer "Schock-Umfrage" spricht, ist die beste Reaktion: keine Panik, abwarten.