Reichsbürger-Razzia auch in Roth

08.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Roth (jom) Bei der großen Razzia gegen die „Reichsbürger“-Bewegung hat die Polizei am Dienstag auch ein Haus in Roth durchsucht. Die Einsatzkräfte stellten in den Räumen einer 62-jährigen Frau einen Computer sicher. Die Frau steht im Verdacht, an der banden- und gewerbsmäßigen Urkundenfälschung beteiligt zu sein, die den Funktionären des selbsternannten „Bundesstaates Bayern“ vorgeworfen wird. Allerdings werde die Auswertung der Festplatte nach der Großrazzia wohl längere Zeit in Anspruch nehmen, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern in Ingolstadt mit.

Die 62-jährige Rotherin geriet ins Visier der Ermittler, weil sie als Lebensgefährtin eines sogenannten „Reichsbürgers“ gilt, der sich als „Außenminister der administrativen Regierung Bundesstaat Bayern“ ausgibt. Dieser Mann – ein 58-Jähriger mit Wohnsitz in Pyrbaum – sitzt seit Mitte Januar im Gefängnis und wurde erst vor wenigen Tagen vom Amtsgericht Schwabach zu acht Monaten Haft ohne Bewährung und zweieinhalb Jahren Führerscheinsperre wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein verurteilt.

Auch die 62-jährige Rotherin hat sich vor Gericht zu verantworten. Sie ist wegen des wiederholten Zulassens des Fahrens ohne Führerschein angeklagt, wie Richterin Andrea Martin auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte. Der verhaftete 58-Jährige war nämlich stets mit dem Auto seiner Lebensgefährtin unterwegs. Der Wagen wurde laut Richterin Martin inzwischen eingezogen. Die 62-Jährige befindet sich dagegen auf der Flucht. Sie wird mit einem sogenannten Sitzungshaftbefehl gesucht, nachdem sie der Verhandlung am Amtsgericht unentschuldigt fern geblieben war.

Ob die Rotherin ebenfalls zur Führungsriege der Reichsbürger im „Bundesstaat Bayern“ gehört, ist nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern unklar. Während der Razzia hielt sich die Frau nicht in ihrem Haus in der Rother Nordstadt auf. Ein Schlüsseldienst öffnete gegen 7.30 Uhr die Haustür. Den Einsatzkräften der Schwabacher Kriminalpolizei präsentierte sich dahinter ein „sehr ungeordnetes Wohnhaus“, wie es im Bericht des Polizeipräsidiums heißt. Das Anwesen sei geradezu „vermüllt“. Die Durchsuchung selbst sei ohne besondere Vorkommnisse verlaufen.