"Sinnvolles Denken wäre angebracht"

16.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:05 Uhr

Zum Bericht "Kindergarten: Votum vertagt" (EK vom 15. März 2016):

"Alle sollen sich in Denkendorf wohlfühlen" - mit diesen hohen Ansprüchen hat die derzeitige Bürgermeisterin Forster vor Amtsantritt geworben. Sie wolle sich an die Seite der Eltern und Institutionen stellen, um pädagogisch hochwertige Einrichtungen wie Krippe und Kindergarten zu ermöglichen. (EK vom 6. Februar 2013).

Ob es "pädagogisch hochwertig" ist, Kindergartengruppen bis auf ein Maximum der Gruppenstärke auszuschöpfen, ist allerdings sehr fraglich - auch mit einem offenen Konzept. Die kleinen Gruppen von etwa 20 Kindern sollen auf das Maximum erhöht werden. Soll dies bei gleichbleibendem Personal geschehen?

In Denkendorf gibt es für das Kindergartenjahr 2016/2017 aktuell zu viele Kinder. Der Wunschkindergarten der Eltern, die Kindertagesstätte Marienheim, kann mit seinen vorhandenen drei Gruppenräumen der Nachfrage nach 19 Plätzen nicht nachkommen. Durch die vorhandene einrichtungsinterne Kinderkrippe werden die freien Plätze der wechselnden Vorschulkinder fast vollständig durch die Krippenwechsler ersetzt. Da bleibt nicht viel Spielraum für Neuanmeldungen. Dieser Trend wird auch für die nächsten Jahre vorprogrammiert sein.

In allen gemeindlichen Einrichtungen werden sogenannte Integrationsplätze (für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf) angeboten. Diese Kinder belegen allerdings zwei bis drei Plätze. Bisher war dies auch ein Aushängeschild der Gemeinde, wohnortnah "Integrationskinder" betreuen zu können. Das sollte auch in Zukunft so sein.

Der zentral gelegene Kindergarten in Denkendorf ist wegen seiner Lage bei den ortsansässigen Eltern die erste Wahl. Auch die langen Öffnungszeiten, auf die viele Berufstätige angewiesen sind, und die attraktiven Betreuungsangebote sprechen für die Kindertagesstätte Marienheim. Dazu kommt, dass einige Familien bereits ein Geschwisterkind in diesem Kindergarten haben und verständlicherweise möchten, dass beide Kinder im gleichen Kindergarten betreut werden.

Die aktuell betroffenen Eltern haben sich deshalb mit einem Dringlichkeitsantrag an die Gemeinde gewandt, mit der Bitte eine Notgruppe - räumlicher Art, in der Kindertagesstätte Marienheim zu genehmigen. Die Betriebserlaubnis für 90 Plätze würde bereits vorliegen. Diese Notgruppe könnte ab September 2016 vorübergehend den großen vorhandenen Speiseraum des Kindergartens beziehen. Außerdem liegen bereits Pläne für einen Umbau zur Erweiterung des Kindergartens, noch aus Zeiten kirchlicher Trägerschaft, vor.

Die Großgemeinde Denkendorf wirbt aktuell mit vielen Bauplatzangeboten für neue Familien. Die Entscheidung für einen Grundstückskauf in Denkendorf wird unter anderem durch die Aussicht auf einen Kindergartenplatz im ortszentralen Kindergarten gefällt.

Die Gemeinde will indes die 19 Kinder auf die anderen gemeindlichen Kindergärten Zandt und Gelbelsee aufteilen. Dies soll mit einer Sondergenehmigung auf Erhöhung der Gruppenstärke möglich werden. Somit sollen aus kleinen Kindergartengruppen, Gruppen mit einer Stärke von bis zu 28 Kindern belegt werden. Die Rechte der Eltern auf eine freie Kindergartenwahl werden dadurch erheblich eingeschränkt.

Für Kinder von nicht mobilen Eltern plant die Gemeinde den Einsatz eines örtlichen Shuttlebusses mit einer zusätzlichen Tour, um diese Kinder von Denkendorf nach Zandt beziehungsweise Gelbelsee zu befördern. Irrsinnig, zumal manche Kindergartenkinder nur maximal 500 Meter vom Denkendorfer Kindergarten entfernt wohnen und somit dorthin zu Fuß gehen könnten. Ganz zu schweigen von der Wirtschaftlichkeit.

Der für 2017 geplante Kindergarten in Dörndorf fällt zwar unter das "Gesamtkonzept der Gemeinde Denkendorf", ist aber für die momentan betroffenen Eltern uninteressant. Hier auf der festgelegten Reihenfolge zu beharren, welcher Kindergarten als nächster erweitert wird, ist äußerst fraglich, wenn doch derzeit in Denkendorf dringend Plätze gebraucht werden und nicht erst 2017 in Dörndorf.

Anstatt in die Zukunft zu blicken und sich weiterzuentwickeln angesichts der Zuzüge und der Flüchtlingsproblematik, trägt man dieses lieber auf dem Rücken der zukünftigen Kindergartenkinder aus und zwingt diese in maximal belegte Gruppen. Ob das im Sinne des Kindeswohls ist, ist zu bezweifeln. Wir versprechen uns durch den aktuellen Beschluss des Gemeinderates, die akute Platzproblematik am runden Tisch zu besprechen, einen Weitblick in die Zukunft und eine Lösung ab September 2016 zum Wohle aller herbeizuführen. Es werden sich hoffentlich, zeitnah, alle fachkompetenten Personen (Leitungen, Landratsamt, Heilpädagogen und der Sozialausschuss der Gemeinde) zusammensetzen und gute Lösungen/Konzepte für alle finden.

Nicole Haberer-Sygulla, Michaela Hoffart-Geyer, Florian Maul, Eileen Michalew, Simone Zagler, Peter Lehner, Sonja Müller

Denkendorf