Hilpoltstein
Singer Pur – Genuss pur

Preisgekröntes Gesangsensemble spannt einen weiten musikalischen Bogen in der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche

03.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:29 Uhr

Welch schöne Stimmen: Das Gesangsensemble Singer Pur bei seinem Gastspiel in Hilpoltstein - Foto: Klier

Hilpoltstein (mkl) Der Altarraum der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche war in mystisches blaues Licht getaucht, passend zum Konzert des renommierten Gesangsensembles Singer Pur mit dem Motto „Phantastische Nacht“. Schon die ersten Töne erfüllten mit volltönendem, harmonischem Klang das Kirchenschiff, das allerdings noch etliche leere Bankreihen aufzuweisen hatte.

Motetten und Liedern der deutschen Romantik war der erste Teil des Abends mit eher besinnlichen Texten gewidmet. Exakt und brillant intoniert erklangen eine Bearbeitung des Psalms 118 von Joseph Rheinberger und danach der ergreifende Grabgesang Darthulas von Johannes Brahms. Kompositionen von Franz Schubert, Max Reger, Richard Strauss, Carl Loewe und Felix Mendelssohn-Bartholdy schlossen sich an. Ergriffen lauschten die Zuhörer den ausdrucksstarken Stimmen, die in perfekten Pianoabstufungen selbst zarteste Nuancen herausarbeiteten, aber auch in dynamischen Steigerungen eine enorme Klangfülle entfalteten. Traumhaft schön.

1991 hatten fünf ehemalige Regensburger Domspatzen die A-capella-Formation Singer Pur ins Leben gerufen. Später kam dann eine Sopranistin dazu. Schon bald darauf gewann das Sextett den ersten Preis des Deutschen Musikwettbewerbs. Viele weitere Auszeichnungen, Konzerttourneen und CD-Einspielungen folgten.

Die aktuelle Besetzung besteht aus Claudia Reinhard (Sopran), Klaus Wenk, Markus Zapp und Manuel Warwitz (Tenöre), sowie Reiner Schneider-Waterberg (Bariton) und Marcus Schmidl (Bass). Nicht mehr alle sind ehemalige Domspatzen. Manuel Warwitz stammt etwa aus Salzburg und erhielt vor allem in Österreich seine musikalische Ausbildung. Der in Namibia geborene Reiner Schneider-Waterberg studierte in Kapstadt und Cambridge. Und natürlich konnte Claudia Reinhard als Mädchen ohnehin nicht zu den Regensburger Dom-spatzen gehören. Allerdings soll sie schon bei der Geburt einen italienischen Kinderarzt zum Kommentar „Che bella voce!“ – Was für eine schöne Stimme! – hingerissen haben.

Nach einer kurzen Pause zeigte sich dann Singer Pur von einer anderen musikalischen Seite. Erfrischend dargeboten erklang im Programmabschnitt „Jahreszeiten“ das Volkslied „Der Mai ist gekommen“, ein Wunschdenken, wie der Bariton Schneider-Waterberg, humorvoll kommentierte. Vor etlichen Jahren war diese Interpretation zusammen mit 21 weiteren deutschen Volksliedern auf der CD „Save our Songs! – Deutsche Volkslieder neu arrangiert“ erschienen.

Der Bassist Marcus Schmidl, der hie und da „als Tonsetzer für Singer Pur zur Feder greift“, hat George Gershwins „Summertime“ in einem neuen Arrangement dem Ensemble „auf den Leib geschneidert“. Ein ums andere Mal glänzte auch hier die brillante Sopranstimme von Claudia Reinhard. In diesem jahreszeitlichen Reigen durfte natürlich der Herbst in Form von „Höstvisa“, einem schwedischen Volkslied, nicht fehlen. Fast schauderte einem bei dem Volkslied „Ach, bittrer Winter“, so überzeugend wurde es interpretiert, wären da nicht die versöhnlichen, harmonischen Stimmen gewesen.

Um „Liebe und Tod“ ging es in einem weiteren Abschnitt des Konzerts. Sting, der englische Rockbassist und Sänger, hatte im Erinnerungslied „A Thousand Years“ Pate gestanden. Und wer kennt nicht „Londonderry Air“, das traditionelle irische Volkslied um den in den Krieg ziehenden „Danny Boy“? Schließlich waren noch die Themen Heimat und Fremde an der Reihe. Die Sopranistin stimmte den nordisch-wehmütigen Gesang über die Insel Fårö an. Dann wehte der Wind als Hommage an die Comedian Harmonists über das Meer. Und schließlich war es wieder Sting, der diesmal seine bittere Einsamkeit als Engländer in New York geschildert hatte.

Nicht enden wollte der Applaus der ergriffenen und begeisterten Zuhörer, die Zugaben forderten. Noch einmal war Sting an der Reihe, mit wehmütigen Erinnerungen an die „Fields of Gold“. Mit einer rhythmusbetonten Jazz-Fassung von „Guten Abend, gut Nacht“, frei nach Johannes Brahms, klang der wundervolle Abend aus. Fazit: Singer Pur – Genuss pur.