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"Simon Mayr ist unser Komponist"

Christian Buxhofer, Kulturmanager in Arosa, über den Mendorfer Musiker und sein Opernfestival

30.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:13 Uhr

Sie leiten seit Jahren den Kulturkreis Arosa. Was ist Ihr Anliegen

Christian Buxhofer: Ich bin 1983 hier nach Arosa als Lehrer gekommen. Das war in einer Zeit, als der Sommertourismus immer schlechter lief und der Wintertourismus immer besser. Damals haben viele gedacht, wir konzentrieren uns auf den Winter, und im Sommer machen wir einfach nichts. Aber das war kein gutes Konzept. Wir spürten, dass auf diese Weise der Ort einfach stirbt. Daher haben wir den Kulturkreis gegründet. In der Folgezeit probierten wir verschiedene Projekte aus. 1986 haben wir die Musik-Kurswochen Arosa gegründet, die inzwischen von über 1200 Teilnehmern besucht werden, die alle eine Woche in Arosa bleiben. Das hat nicht nur eine wirtschaftliche Bedeutung, sondern auch eine kulturelle.

Wie kam es dann zu dem Festival?

Buxhofer: Die Kursteilnehmer kommen hierher, finden aber kaum ein kulturelles Angebot vor. So entstand die Idee, ein kleines Festival auf die Beine zu stellen. Das war dann das „Arosa Musik Theater“ mit Operninszenierungen.

Sie haben mit kleineren Produktionen begonnen, dann haben Sie auch große Opern ins Programm genommen, und inzwischen sind Sie bei Simon Mayr angelangt. Wie kam es dazu?

Buxhofer: Wir haben zunächst herumexperimentiert. Inzwischen haben wir gemerkt, dass wir hier in Arosa auf unserer kleinen Waldbühne mit Opern, die noch nicht so bekannt sind, am besten fahren. So müssen wir uns nicht so stark einem Vergleich aussetzen. Wir sind auch nicht in der Lage, ein wirklich groß besetztes Orchester zu präsentieren. Simon Mayr ist eigentlich für uns ein Glücksfall. Erstens ist er noch relativ unbekannt. Zweitens ist seine Musik sehr schön, aber auch leicht verständlich für Nichtmusikkenner.

Wer hat Sie denn darauf gebracht, Mayr-Opern aufzuführen?

Buxhofer: Michael Lochar, der ja beim Musikverlag Ricordi arbeitet, hat uns bei der Auswahl des neuen Stücks auf die Sprünge geholfen. Lochar ist inzwischen unser Hausregisseur. Als wir uns mit dem „Essighändler“ beschäftigten, ist uns schnell klar geworden, dass Mayr ein toller Komponist ist, den es wiederzuentdecken gilt. Am Ende haben wir uns innerhalb von Minuten für ihn entschieden.

Was planen Sie für die Zukunft?

Buxhofer: Mit der Mayr-Oper hatten wir hier ein Echo, das wir noch nie erreicht haben. Die Leute sind wirklich begeistert. Dem Publikum haben wir hier in den vergangenen Jahren Donizetti, Mozart und auch einmal zwei Bachkantaten geboten, aber Mayr war ein Volltreffer, was die Publikumsreaktion betrifft. Jetzt haben wir endlich etwas gefunden, worauf wir aufbauen können. Mayr ist unser Komponist. Seine Werke werden mit Sicherheit in den nächsten Jahren einen Schwerpunkt bilden. Wir werden das Programm natürlich ein bisschen durchmischen, nicht nur Mayr-Opern aufführen, aber seine Musik wird den Schwerpunkt bilden.

Die Fragen stellte

Jesko Schulze-Reimpell.