Silvester in anderen Ländern: von hübschen Männern, schlagenden Kindern und roter Unterwäsche

31.12.2015 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr
In China wird an Silvester das ganze Haus geputzt um böse Geister zu vertreiben. −Foto: IKW (IKW)

Ingolstadt (dk) In Deutschland ist es Tradition, jedes Jahr sein halbes Vermögen für Silvesterkracher und die dazugehörige Party auszugeben. Besonders traditionsreich und kreativ ist das ja nicht. Aber in anderen Ländern der Welt gibt es wirklich verrückte Rituale, um sicher zu gehen, dass das nächste Jahr besser wird als das alte.

Das Einzige, was alle Länder an Silvester gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass die Bewohner es feiern. Das Datum ist unterschiedlich, die Kleiderordnung gegensätzlich und das Essen nicht zu vergleichen. Rein theoretisch könnte man sein ganzes Leben lang, jedes Jahr in einem anderen Land Silvester feiern und würde immer wieder etwas Neues kennenlernen.

In Spanien startet vor Silvester eine Art Wettessen: Kurz vor zwölf müssen in zwölf Sekunden zwölf Trauben gegessen werden. Pro Traube darf man sich eine Sache wünschen. Aber jetzt kommt der Clue: Verschluckt oder verzählt man sich, wird man im neuen Jahr vom Pech verfolgt. Um das Wettessen anzutreten, versammeln sich die Spanier auf Marktplätzen oder an einen anderen Ort, an dem man die Kirchenglocken läuten hören kann. Pro Schlag eine Traube. Da ist das mit dem Zählen ja auch nicht mehr so schwer.

Glockenschläge spielen auch in Japan eine große Rolle. Hier läutet es aber 108 Mal. Das soll 108 Begierden des Menschen und 108 Übel des vergangenen Jahres vertreiben. Außerdem essen die Japaner einen Reiskuchen, der ein langes glückliches Leben bringen soll. Die Ironie daran ist, dass der Kuchen so schwer zu schlucken ist, dass es jedes Jahr den ein oder anderen Toten gibt. Sollte man es aber überleben, ist ein langes glückliches Leben garantiert.

Aus Italien kommt ein Brauch, der sich mittlerweile in der ganzen Welt verbreitet hat: rote Unterwäsche. Wer diese an Silvester trägt, läuft das ganze nächste Jahr glücklich und fröhlich durch die Welt. Aber aufgepasst: Die Unterwäsche muss geschenkt sein. Sobald man sie sich selbst kauft, ist die Sache mit dem Glück schon wieder gelaufen.

In Schottland sind vor allem junge hübsche Männer gefragt. Denn sie sind der einzige Weg, um sich sein Glück für das kommende Jahr zu sichern. Hier heißt es, dass das Glück mit dem ersten Besucher des neuen Jahres kommt. Und je früher der Besucher vorbeischaut, desto besser. Und am aller besten ist es, wenn er eben jung, hübsch und männlich ist. Eine Extraportion Glück gibt es dazu, wenn der junge Mann Whiskey, Kohle und einen traditionellen Kuchen namens Black Bun dabei hat. Deswegen ziehen nach Mitternacht alle Männer, die sich für jung und hübsch halten, durch die Straßen und besuchen Freunde und Verwandte.

In China hat man einen Weg gefunden, um selbst die pubertierenden Teenager dazu zu bringen, wenigstens einmal im Jahr das Haus aufzuräumen. Denn das vertreibt angeblich die bösen Geister. Und eine Stunde vor Mitternacht werden alle Fenster geöffnet damit das Glück seinen Weg herein findet.
Die einsamen Chinesinnen haben sich auch etwas einfallen lassen, um ihr Singledasein zu beenden: Sie werfen um Mitternacht Mandarinen ins Meer, die einen Mann zu ihnen führen soll. Und die ganz Einsamen schreiben sogar ihren Namen auf die Mandarinen, damit der zukünftige Ehemann auch ja weiß, an welcher Tür er klopfen soll.

Im südlichen Argentinien ist Silvester das Grauen eines jeden Müllmanns. Denn hier sollen am letzten Tag des Jahres alle Sorgen und Lasten des vergangenen Jahres vertrieben werden. Und das geht am einfachsten, indem man alle nicht mehr benötigten Unterlagen und Papiere des Jahres schreddert und aus dem Fenster wirft. Damit schneit es auch bei den Silvester-Grillpartys der Argentinier.

In Bulgarien führt der Schmerz zum Glück: An Silvester ziehen die Kinder von Haus zu Haus und schlagen den Leuten mit einem Ast auf den Rücken. Diese freuen sich tierisch darüber, egal wie weh es tut. Denn diese Hiebe sollen Gesundheit und Reichtum bringen. Und deshalb kriegen die kleinen Folterknechte als Dank sogar noch ein Geschenk von jedem, den sie verprügeln. Herrlich.

Und egal, ob Sie Silvester in roter Unterwäsche feiern, sich gegenseitig auf den Rücken schlagen oder Ihre Unterlagen schreddern. Auch wenn Sie gemütlich mit ihrer Familie zu Hause Fondue essen oder zum Feiern in die Hauptstadt fahren: Wir wünschen Ihnen einen guten Rutsch und ein schönes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2015.