Sieg mit einem geschenkten Hasen

16.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:33 Uhr

Kehrt als Richterin an den Ort ihres Sieges zurück: die Neuburgerin Ulla Eller mit ihrer Siegerin, der Wachtelhündin Rebe. - Foto: ahl

Neuburg (ahl) "Man wird demütig", sagt sie schlicht. Vor zwei Jahren gewann die Neuburgerin Ulla Eller mit ihrer Wachtelhündin Solojägers Rebe die 17. Prüfung nach dem Schuss in Straß – heuer kehrt sie im September als Richterin zurück an den Wettkampfort.

"Es ist etwas ganz anderes, wenn man als Richter so eine anspruchsvolle, kompakte und zusammenhängende Prüfung schon einmal selbst geführt hat", meint sie "ganz unabhängig davon, ob gewonnen oder nicht".

Rebe wird nicht noch einmal dabei sein. "Sie kann sich nicht verbessern – so eine Prüfung führt man nur einmal mit dem gleichen Hund", erklärt Eller. Sie selbst hatte schon immer eine besondere Beziehung zu Straß: "Ich bin mit der Prüfung sozusagen groß geworden". Denn als Junghundeführerin und Jungjägerin hörte sie in Familie und Freundeskreis Bernd Rupps immer wieder davon, wie schwer, wie toll die Prüfung nach dem Schuss sei, die Rupp 1976 in Straß etablierte, nachdem er selbst in der Schweiz gesiegt hatte. Auf dem Wanderpokal ist nachzulesen, dass es zwar im ersten Jahr einen Sieger gab, 1977 bis 1979 jedoch nicht, weil kein einziger Hund die Prüfung bestand. Bis 1995 waren Hunde aus sieben Rassen erfolgreich, mit vier Siegen führten die Labradorhunde die Statistik an. Dann war zehn Jahre Pause.

In einer Zeit, in der die Arbeit vor dem Schuss so stark betont wird – was sich auch in der Art zu richten zeigt – erschien es Rupp dann doch angezeigt, die Prüfung wieder aufleben zu lassen. Dass Ulla Eller mit der damals sechsjährigen Rebe teilnehmen würde, war ursprünglich gar nicht geplant. "Abgeschwatzt" hatte sie ihrem Ausbilder Rupp die Junghündin Jahre zuvor – ohne Hintergedanken, erzählt sie lachend.

Später nahmen Rebe und sie regelmäßig an einem Treffen von Jagdhundfreunden teil, um im jagdlichen Training zu bleiben. Als Edgar Wagner vorschlug, gemeinsam in Straß teilzunehmen, war das für sie selbst eher ein Spaß: "Edgar war für mich der absolute Favorit".

Rebe liegt auf dem Sofa und klopft freundlich mit dem Schwanz. Eller kommt ins Schwärmen, wenn sie von ihren Prüfungserlebnissen erzählt. Damals wie heute nimmt Rebe das gelassener. "Ich hab der Hündin ein besseres Ergebnis vermasselt", erzählt die passionierte Hundeführerin lachend. Punktabzug gab es nicht für Rebe, sondern für das "Frauchen, das wie ein Derwisch am Rand herumhüpfte" – vor Begeisterung über die Leistung ihrer Wachtelhündin. Begeistert ist Eller immer noch vom Zusammenhalt der Prüflinge untereinander. Sie hatte nämlich keinen geeigneten Hasen für die Schleppe auftreiben können, nicht einmal beim Schleppwildversand gab es sieben Pfund schwere Hasen zu kaufen. Was ein Bekannter daraufhin aus seiner Gefriertruhe zauberte und ihr zur Verfügung stellte, war zwar ein passender Hase, dessen Zustand jedoch jeder Beschreibung spottete. Als nun nach dem ersten Tag und der Bringtreueprüfung lediglich zwei Hunde noch im Rennen waren, schenkte Mitprüfling Joachim Janiesch aus Ohlstadt Ulla Eller seinen in Topzustand befindlichen Hasen. Und Rebe bestand – trotz "sauschwerer Schleppe", wie die 44-jährige Neuburgerin sich erinnert. Freimütig gibt sie zu, dass sie "Massel gehabt" hat. "Die anderen hatten einfach Pech bei einzelnen Prüfungen", sagt sie bescheiden. Oder haben bei der Bringtreue-Prüfung den Fuchs gewählt, um gleichzeitig das Leistungszeichen Bringtreue zu absolvieren – und damit zu hoch gepokert. Auf Eller stieg der Druck, nachdem die anderen ausgeschieden waren. Als der letzte Mitbewerber nach Apportieren der Ente vom anderen Ufer und 100 Meter langer Entenschleppe nicht mehr im Rennen war, hieß es für sie und Rebe "nur noch bestehen". Was sie empfand, als die Hündin bei der letzten Prüfung - dem Verlorenbringen von zwei Stück Federvieh aus einem Rübenacker – mit der ersten Ente wieder auftauchte und damit bestanden hatte, kann sie heute noch kaum in Worte fassen: "Da ist man einfach überwältigt". Rebe setzte noch eins drauf und fand auch die zweite Ente. Mit ihrem Sieg zogen die Deutschen Wachtelhunde mit ebenfalls vier Siegen mit den Labradorhunden gleichauf.

Nicht vergessen hat Ulla Eller die Richter Otto Bauer und Max Steinberger, die "fair und äußerst entspannt prüften". Dann waren da noch ihre "guten Geister", Revierführer, Wildträger, Bootfahrer sowie Ursula und Jakob Moosburger, die sie mit Wasser versorgten, ihr den Hund abnahmen, dafür sorgten, dass sie ab und an "ein Schnittchen zur Stärkung" bekam und sie auch mal in den Arm nahmen, wenn der Nervenkitzel zu groß wurde. Highlights waren und bleiben für Eller die Prüfungen im Wasser, für die das Donaugebiet bei Straß ideale, praxisnahe Bedingungen bietet.

Die Prüfung nach dem Schuss in Straß:

Sechs Aufgaben sind zu erfüllen, davon drei im Wald, eine auf dem Feld und zwei im Wasser. Im Wald sind die Verbands- Schweiß-Prüfung zum Leistungsabzeichen VSwP, eine Hasenschleppe über 500 Meter im Wald mit vier Haken und die Bringtreue Fuchs (Leistungsabzeichen Btr), alternativ Hase, zu absolvieren. Verlorenbringen von zwei Stück Federwild steht auf einem 80 mal 80 Meter großen Rübenfeld an. Im Wasser lauten die Aufgaben "Verlorenbringen einer Ente vom anderen Ufer" und "Apportieren einer Ente vom anderen Ufer (mindestens 50 Meter breites Gewässer) auf anschließender mindestens 100 Meter langer Entenschleppe, auf die der Hund vom anderen Ufer aus eingewiesen wird".

Info: Die 18. Prüfung nach dem Schuss in Straß findet am Samstag/Sonntag, 8./9. September in den Revieren um Straß statt.