Neuburg
"Sie sterben sonst"

12.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:56 Uhr

Über 300 Aidskranke betreut Pater Gerhard Lagleder mit seinen Helfern in Südafrika. Jetzt hat die amerikanische Regierung Fördermittel gestrichen, Pater Gerhard ist deshalb nach Europa gekommen, um Spenden zu sammeln. - Foto: oh

Neuburg (DK) Seit fast 25 Jahren lebt der aus Neuburg stammende Pater Gerhard Lagleder in Südafrika und betreibt dort neben einem Kinderheim und einer Klinik für unterernährte Kinder auch ein Hilfszentrum für Aidskranke. Weil Mittel gestrichen wurden, ist die Finanzierung nicht mehr länger gesichert.

"Als ich erfahren habe, dass ich das Aidsprogramm ab dem 1. Juni selbst finanzieren muss, bin ich Hals über Kopf nach Europa gestürmt um Sponsoren zu finden", berichtet Pater Gerhard. "Um das Projekt weiterführen zu können brauche ich pro Patient etwa drei Euro am Tag, das sind im Jahr 1095 Euro." Bisher wurde das Projekt durch das Aidsbehandlungsprogramm der amerikanischen Regierung finanziert, die südafrikanische katholische Bischofkonferenz verteilte die Mittel. "In einer E-Mail haben mir die Verantwortlichen der Bischofskonferenz mitgeteilt, dass die USA ihr Hilfsprogramm einstellen, Geld gibt es nur noch bis Ende Mai."
 

Insgesamt sind 321 mittellose, aidskranke Südafrikaner bei Pater Gerhard in Behandlung. Zusätzlich stehen über 90 Menschen auf der Warteliste. "Das größte Problem ist, wenn ein Patient seine Medizin für einen gewissen Zeitraum nicht nimmt, kann das Virus mutieren und gegen die Arznei resistent werden", erklärt Pater Gerhard. Oft sterben die Menschen dann in wenigen Wochen bis Monaten."

Um das zu verhindern hat sich der katholische Geistliche zu einer Betteltour in Europa aufgemacht. "Ich war schon in Frankreich, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz", berichtet er. "Ich habe eine E-Mail an mein ganzes Adressbuch geschrieben, in der ich angeboten habe in Gesprächen, Vorträgen und Gottesdiensten von meiner Arbeit in Südafrika zu berichten." In Liechtenstein sei der Kontakt beispielsweise über einen Lehrer zu Stande gekommen, den Pater Gerhard in Südafrika kennengelernt habe. "Dort habe ich dann einen Vortrag gehalten, die Schüler und die Schulleitung denken jetzt darüber nach, eine Patenschaft für einen Aidskranken zu übernehmen." Genau das bezweckt Pater Gerhard mit seinen Vorträgen und Gesprächsrunden. "Mir ist klar, dass sich nicht jede Einzelperson einfach so 1095 Euro im Jahr leisten kann. Deshalb hoffe ich, dass ich genügend Schulklassen, Pfarreien, Parteien, Vereine oder Institutionen finde, die eine Partnerschaft für einen Aidskranken übernehmen." Aber auch kleinere Spenden sind willkommen. "Dankbar sind wir um jeden Cent, aber das Beste ist schon, wenn ein Verein oder sonst eine Gruppe einen Dauerauftrag einrichtet oder uns eine Einzugsermächtigung erteilt. Denn sollte Pater Gerhard nicht genügend Spender finden, befürchtet er einen Rückfall in Zeiten, bevor sein Hilfsprogramm anlief. "Da sind die Patienten gestorben wie die Fliegen."