Sie reichte Jesus das legendäre Schweißtuch

Die heilige Veronika von Jerusalem ist in St. Jakob zu sehen - eine "Jüngerin Jesu"

03.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:50 Uhr
Hans Hammer
In der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Schrobenhausen ist als eines der wenigen Relikte der neugotischen Ausstattung von 1856 der Kreuzweg erhalten geblieben. Die Schnitztafel der Station VI: zeigt die heilige Veronika, wie sie Jesus das Schweißtuch reicht. −Foto: Hammer

Der Name Veronika leitet sich aus dem Lateinischen und dem Griechischen ab und bedeutet eigentlich "Die Sieg bringende".

Eine Zusammensetzung der griechischen und lateinischen Sprachdeutung ergibt übersetzt "wahres Bild". Schon die Namensdeutung erinnert an das Gesicht Jesu auf dem Schweißtuch.

Gesicherte historische Daten zu einer Biografie über das Leben von Veronika gibt es nicht. Sie soll in Israel geboren sein und in Soulac, dem heutigen Soulac-sur-Mer an der Atlantikküste in Frankreich im Jahr 70 verstorben sein. Nach einer Legende soll sie im ersten nachchristlichen Jahrhundert hier nach Gallien gekommen sein, um dieses Land zu christianisieren.

In den Evangelien von Markus und Matthäus wird von einer Frau berichtet, die schon über zwölf Jahre an Blutfluss litt und als sie das Gewand von Jesus berührte augenblicklich von ihrer Krankheit geheilt worden ist. Eine Überlieferung setzt diese blutflüssige Frau mit Veronika gleich. Nach außerbiblischen Überlieferungen brach Jesus am Weg nach Golgatha dreimal unter dem schweren Kreuz zusammen. Nach Überlieferungen soll Veronika Jesus auf seinem Weg zur Kreuzigung ein Tuch gereicht haben, um seinen von der Dornenkrone zerschundenen Kopf zu reinigen und sein blutiges und verschwitztes Gesicht zu trocknen.

Als Veronika das Tuch wieder an sich nahm, soll sich auf wunderbarerweise das Antlitz Christi darin erhalten haben und in dem Tuch das Gesicht Jesu zu erkennen gewesen sein. Sie soll damit große Wunderheilungen vollbracht haben, wenn sie es Kranken auflegte, unter denen sich sogar, der Legende nach, der römische Kaiser Tiberius (von 14 bis 37) befand.

Diese Überlieferungen und Legenden sind wohl die Quelle für die einst kostbarste und am höchsten verehrte Reliquie der Christenheit, das "Schweißtuch der Veronika". Veronika wurde zu einer der bekanntesten und viel verehrten Heiligen der katholischen Kirche. Die Verehrung der heiligen Veronika geht bis ins 4. Jahrhundert zurück. Der Brauch, den Kreuzweg zu beten oder auch mitzugehen, entstand im 14. Jahrhundert. Unter der Führung der Franziskaner fanden auf dem Leidensweg Christi Prozessionen für Pilger statt. Nach der Vertreibung der Kreuzritter aus dem Heiligen Land waren die Franziskaner die ersten Vertreter der katholischen Kirche in diesem Bereich und auch für die Betreuung der Pilger zuständig. Die Pilger brachten diese Andachtsform in ihre Heimatländer. Als damit ab dem 14. Jahrhundert die Kreuzwegandachten aufkamen, bei denen die Gläubigen stationsweise den Leidensweg Christi miterleben, wurde als sechste Station die Begegnung Jesu mit Veronika aufgenommen. Legende und christliche Überlieferung haben somit im Laufe der Zeit ein Lebensbild von Veronika gestaltet, das sich bis in unsere Tage erhielt und damit auch die Legenden um das Schweißtuch.

Das Schweißtuch der Veronika wird seit dem zwölften Jahrhundert in Rom verehrt. Es wird in einem Tresor in einer der vier Kuppelsäulen des Petersdomes verwahrt und wird einmal im Jahr am zweiten Sonntag nach dem Fest "Erscheinung des Herrn"/Heilig-Drei-König/6. Januar den Gläubigen zur Verehrung gezeigt.

Nach der französischen Überlieferung wurde die heilige Veronika an ihrem Sterbeort in Soulac bestattet. Über ihrem Grab wurde zunächst eine Kapelle und später eine große Kirche errichtet. Im 19. Jahrhundert wurden dann die Reliquien/Gebeine der heiligen Veronika in die Basilika St. Seurin in Bordeaux übertragen.

Veronika soll sich aber auch in Rom aufgehalten haben (Heilung des Kaisers Tiberius). Es wird berichtet, dass Veronika von Rom wieder nach Jerusalem zurück ging, weil sie den Orten nahe sein wollte, die durch die Anwesenheit des Herrn besonders geheiligt waren.

Die heilige Veronika wird in der Kunst dargestellt als Matrone/würdevolle Frau mit Schleier oder Haube, das Schweißtuch mit dem Antlitz Jesu in der Hand. Im Kreuzweg ist die Szene mit dem Schweißtuch als sechste Station dargestellt. Seit dem 18. Jahrhundert soll in jeder römisch-katholischen Kirche ein Kreuzweg vorhanden sein. Die heilige Veronika ist Patronin der Wäscherinnen, Leinweber und Leinenhändler, Weißnäherinnen, Fotografen und der Pfarrhaushälterinnen. Sie wird angerufen bei schweren Verletzungen und Blutungen und um einen guten Tod.

Eine eigene Bauern- oder Wetterregel zu ihrem Gedenktag, dem 4. Februar hat sich nicht herausgebildet, aber allgemein heißt es für diese Zeit: "Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoch' (2. Februar), geht er für vier Wochen noch ins Loch".

Hans Hammer

Hans Hammer